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Nach dem Hochwasser: Landrat fordert Soforthilfe vom Land
Landrat Dr. Richard Sigel überreicht Verkehrsminister Winfried Hermann bei einem Vor-Ort-Termin Forderungskatalog für zeitnahe Sanierung der Wieslauftalbahn und beschädigten Straßen
Nach dem Hochwasser und Starkregen im Rems-Murr-Kreis vergangene Woche hat Verkehrsminister Winfried Hermann am Montag, 10. Juni, den Rems-Murr-Kreis besucht. In Rudersberg und Welzheim hat er sich einen Überblick über die Auswirkungen der Ereignisse verschafft. Im Vordergrund standen insbesondere die Auswirkungen auf den öffentlichen Personennahverkehr und die Straßen. Besichtigt wurden daher die Werkstatt der Wieslauftalbahn in Rudersberg sowie Hangrutschungen in Welzheim. Landrat Dr. Richard Sigel, Raimon Ahrens (Bürgermeister Gemeinde Rudersberg), Thorsten Englert (Erster Bürgermeister Stadt Schorndorf) und Thomas Bernlöhr (Bürgermeister Stadt Welzheim) haben dabei über Schäden, Folgen und Kosten berichtet.
Durch das Hochwasser und den Starkregen wurden zahlreiche Straßen- und Radwegeverbindungen im Rems-Murr-Kreis erheblich beschädigt und sind teilweise nicht mehr nutzbar. Auch die Wieslauftalbahn zwischen Schorndorf und Rudersberg ist vom Hochwasser betroffen und wird einige Monate ausfallen, wobei mittlerweile ein Schienenersatzverkehr eingerichtet wurde.
Die Beseitigung der Schäden wird den Landkreis, ansässige Unternehmen sowie die Bürgerschaft über viele Monate beschäftigen und mit Einschränkungen verbunden sein. Daher hat sich Landrat Dr. Sigel in zwei Schreiben an Verkehrsminister Winfried Hermann gewandt. Die Schreiben überreichte er vor Ort. Darin fordert er die Unterstützung des Landes bei den Straßeninstandsetzungen sowie ein Sofortinstandhaltungsprogramm für die Wieslauftalbahn, denn die nun kurzfristig notwendigen Investitionen sind durch die kommunalen Haushalte unmöglich zu stemmen. Thomas Bernlöhr, der gleichzeitig als Vorsitzender der Bürgermeisterkreisversammlung im Rems-Murr-Kreis fungiert, hat den Brief mitunterzeichnet.
Landrat fordert mindestens 15 Millionen Euro für ein Sofortinstandhaltungsprogramm für die Wieslauftalbahn
In Folge des Hochwassers stand die Wagenhalle in Rudersberg zwischenzeitlich rund anderthalb Meter unter Wasser, die Tore sind beschädigt und die Halle weist erhebliche Flutschäden auf. Die Gleisbetten und zumindest eine Weiche sind teilweise völlig unterspült worden. Zwei Züge der Wieslauftalbahn standen teilweise unter Wasser, sodass aktuell kein betriebsfähiges Fahrzeug zur Verfügung steht.
Die Schäden stellen die Landkreisverwaltung vor große tatsächliche, aber auch finanzielle Herausforderungen: Bei der Wieslauftalbahn ist einer ersten Einschätzung der württembergischen Eisenbahngesellschaft zufolge ein zweistelliger Millionenbetrag an Schäden entstanden. Nachdem der Rems-Murr-Kreis aus eigener Kraft zuletzt in neue Züge für die Wieslauftalbahn investiert hat, ist das ein herber Rückschlag.
Auch die schwäbische Waldbahn ist betroffen: Einer ersten Schätzung zufolge wird mit Schäden in Höhe von mindestens 3,5 Millionen Euro gerechnet. Diese Schäden sind nicht durch eine Versicherung abgedeckt. Die schwäbische Waldbahn, die perspektivisch als Verlängerung des Schienennahverkehrs nach Welzheim gedacht war, steht damit vor dem finanziellen Ruin.
Aus diesen Gründen richtet sich Landrat Dr. Richard Sigel mit einem Forderungskatalog an Verkehrsminister Winfried Hermann: Er fordert entsprechend der aktuellen Schadenseinschätzungen eine finanzielle Soforthilfe des Landes in Höhe von mindestens 15 Millionen Euro, um den Schienenpersonennahverkehr im Wieslauftal und im Schwäbischen Wald zu erhalten und schnellstmöglich wieder betriebsfähig machen zu können. Eine weitere Forderung umfasst die unbürokratische Unterstützung bei der Beschaffung von Reservefahrzeugen, die nach Wiederherstellung der Infrastruktur vorübergehend die betroffenen Strecken bedienen können.
„In Zeiten des Klimawandels und einer angestrebten Verkehrswende, welcher sich auch der Rems-Murr-Kreis verschrieben hat, darf es nicht sein, dass sich ein wesentlicher Bestandteil des ÖPNV im Kreis erheblich verschlechtert oder gar vollständig entfällt“, so Landrat Dr. Sigel.
Landrat fordert 20 Millionen Euro für Straßeninstandsetzung
Damit keine Zeit bei der Reparatur der entstandenen Hochwasserschäden auf betroffenen Landes- und Kreisstraßen verloren geht, hat Landrat Dr. Richard Sigel Verkehrsminister Winfried Hermann im Rahmen des Vor-Ort-Termins einen weiteren Brief überreicht: Für die Reparatur der kommunalen Straßeninfrastruktur fordert Landrat Dr. Richard Sigel eine Soforthilfe des Landes in Höhe von 20 Millionen Euro.
Insgesamt rechnet der Rems-Murr-Kreis aktuell mit einem Gesamtschaden an der Straßeninfrastruktur im mittleren zweistelligen Millionenbereich.Das Straßenbauamt des Landkreises geht auf Grundlage zahlreicher gutachterlicher Einschätzungen bisher von Schäden am Landesstraßennetz in Höhe von rund 10 Millionen aus, wobei insgesamt acht Landesstraßen vom Hochwasser betroffen sind. Allein die Kosten für die Sanierungen der Laufenmühle an der L 1080 werden auf rund 3,5 Millionen Euro kalkuliert. Die Beschädigungen im Kreisstraßennetz werden aktuell auf rund sechs Millionen Euro beziffert. Im Radwegenetz sind nach einer ersten Prüfung nur kleinere Schäden entstanden.
Angesichts der enormen Reparaturaufgaben ist die finanzielle Planungssicherheit ein ganz entscheidender Faktor für den Landkreis und die betroffenen Kommunen. Im Bestfall können so die warmen Sommermonate für eine zeitnahe Sanierung genutzt werden.
(barth/11.06.24)