Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Keck
Artikel vom 30.07.2019

Land fördert Quartiersprojekt für alle Generationen in Murrhardt

Das Land fördert ein gemeinsames Quartiersprojekt des Rems-Murr-Kreises, der Stadt und der Volkshochschule in Murrhardt - im Bild die Walterichskirche. Foto: Landratsamt
Das Land fördert ein gemeinsames Quartiersprojekt des Rems-Murr-Kreises, der Stadt und der Volkshochschule in Murrhardt - im Bild die Walterichskirche.

Gemeinsames Projekt des Rems-Murr-Kreises, der Stadt und der Volkshochschule Murrhardt

„Gemeinsam Lust auf Leben“ – unter diesem Motto soll in Murrhardt ein lebendiges Miteinander entstehen. In dieses Miteinander sollen bewusst ältere Menschen, auch mit kognitiven Einschränkungen – unter anderem Demenz – aktiv einbezogen werden. Ziel soll sein, dass sie am gesellschaftlichen Leben aktiv teilhaben können. Für dieses generationsübergreifende Quartiersprojekt hat der Rems-Murr-Kreis nun, in Kooperation mit der Stadt und der Volkshochschule Murrhardt, eine Förderzusage im Rahmen der Strategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ der Landesregierung erhalten. Mit knapp 58.000 Euro wird das Projekt zunächst für die Dauer von einem Jahr durch das Land gefördert.

Das Projekt wird getragen von drei Akteuren: Der Rems-Murr-Kreis als Antragsteller, Ideengeber, und Supervisor. Konkret bringen Thomas Herrmann und Monika Amann, die Demenzfachberater des Landkreises, ihre Expertise in den Bereichen Altenhilfeplanung und Demenzfachberatung in das Projekt ein. Seit über einem Jahrzehnt ist der Landkreis im Bereich Demenzfachberatung aktiv, ein Thema, das in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Die Stadt Murrhardt wirkt mit ihrer aktiven Bürgerschaft als Infrastrukturgeber, Ansprechpartner für die Entwicklung und Umsetzung, Herstellung von Kontakten und Beziehungen zu Initiativen, Vereinen und Einrichtungen. Die Volkshochschule Murrhardt e. V. dient als zivilgesellschaftlicher Akteur zur Entwicklung und Umsetzung der einzelnen Ziele.

„Miteinander Leben gestalten ist eine generationsübergreifende Aufgabe, um die wir uns als Landkreis auf vielfältige Weise kümmern, denn dieses Thema wird weiter an Bedeutung gewinnen“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel. „Die Förderung des Projekts ist für mich daher auch eine Würdigung dieses Engagements, insbesondere der hervorragenden Arbeit unserer Demenzfachberatung. Es freut mich, dass wir gemeinsam mit der Stadt Murrhardt, der Volkshochschule und der Bürgerschaft noch mehr Menschen erreichen“, so der Landrat weiter. „Von dem Pilotprojekt erhoffen wir uns zudem Erkenntnisse für andere Projekte des Landkreises. Denn gerade im Zuge unseres Investitionsprogramms für mehr bezahlbaren Wohnraum hat das Thema Quartiersentwicklung einen hohen Stellenwert für uns. Dies wird sich übrigens auch im Aufsichtsrat der Kreisbaugruppe widerspiegeln, dem nach dem Vorschlag der Verwaltung zukünftig auch ein Vertreter der Freien Träger angehören soll.“

„Aus früheren Projekten haben wir gelernt, dass wir das Thema Demenz noch stärker bei den Bürgerinnen und Bürgern verankern möchten. Dazu bietet sich der Gedanke der Quartiersentwicklung wunderbar an. Hierzu möchten wir auch noch stärker Multiplikatoren aus der Stadtgesellschaft mit ins Boot holen“, sagt Birgit Wolf, Leiterin der Koordinationsstelle Bürgerschaftliches Engagement und der Volkshochschule Murrhardt.

Ziel des Projekts: Jung und Alt gemeinsam

Ältere Menschen mit Beeinträchtigung, Unterstützungs- und Pflegebedarf sind oftmals im Bild und im Leben einer Stadt, einer Gemeinde oder eines Quartiers nicht mehr präsent – zumindest nicht als aktive Gesellschaftsmitglieder. In vielen Fällen ziehen sie sich aus Scham oder aus anderen Gründen in ihre vier Wände zurück oder sie leben in Pflegeeinrichtungen, in denen sie ebenfalls dem Blick der Öffentlichkeit entzogen sind. Bisherige Aktivitäten können nicht beibehalten werden, weil diese auf gesunde und leistungsfähige Personen ausgerichtet sind und „schwächere“ Gesellschaftsmitglieder nicht berücksichtigen.

Das Projekt strebt daher eine Öffnung von bestehenden Angeboten, zum Beispiel in den Bereichen Sport und Kultur an, aber auch die Schaffung neuer inklusiver Angebote sowie von Begegnungsräumen zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. „Schwächere“ Gesellschaftsmitglieder treten aus der Anonymität heraus und werden in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Das ermöglicht einen gesellschaftlichen Lernprozess im Quartier. Berührungsängste können abgebaut, Stereotypen und Negativbilder – vom Alter oder von Personen mit demenzieller Veränderung – können korrigiert werden. Das Miteinander soll durch das Projekt gefördert werden.

Hintergrund: Bürger sind eingeladen, sich aktiv zu beteiligen

Projektstart ist bereits im Dezember 2019. Die Bürgerinnen und Bürger sind von Beginn an in den Planungsprozess einbezogen und gestalten die Aktivitäten und Maßnahmen aktiv mit. Das Vorhaben „Gemeinsam Lust am Leben“ startet mit einer Einladung zu einer Kick-Off-Planungswerkstatt. Hier werden Bürgerinnen und Bürger, Mitglieder und Vertreter von Vereinen und anderen gesellschaftlichen Akteuren (z.B. VHS, Musikschule, Murrhardter Stiftungen, Carl-Schweizer-Museum, Bücherei, städtische Galerie, Kreisjugendring), Vertreter der Kommunalpolitik sowie Vertreter von sozialen Diensten eingeladen, sich gemeinsam Gedanken zu machen wie es gelingen kann sich generationenübergreifend, zivilgesellschaftlich und aktiv den „schwächeren“ Gesellschaftsmitglieder zuzuwenden.

(keck/30.07.19)

Informationsicon
http://www.rems-murr-kreis.de//jugend-gesundheit-und-soziales/aktuelles