Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Nicklaus
Artikel vom 16.05.2018

Dualer Studiengang soll dem Fachkräftemangel entgegen wirken

Dualer Studiengang soll dem Fachkräftemangel entgegen wirken

Landkreis und IHK unterstützen „Ulmer Modell“ an der Gewerblichen Schule in Waiblingen

Für die Unternehmen im Landkreis wird es immer schwieriger, junge engagierte Ingenieure mit hoher fachlicher und sozialer Kompetenz zu gewinnen. Deshalb unterstützen der Landkreis und die IHK-Bezirkskammer Rems-Murr ein neues Ausbildungsmodell im Landkreis und hoffen auf ausreichend Interesse: Ein Studium zum Ingenieur, kombiniert mit der Berufsausbildung zum Industriemechaniker und verwandten Berufen, nach dem erfolgreichen „Ulmer Modell“, der Hochschule Ulm, einer der ältesten und renommiertesten technischen Hochschulen im Land.

Die Gewerbliche Schule Waiblingen ist bereit, für Ausbildungsberufe im Bereich der Metalltechnik bereits 2019 die entsprechenden Plätze anzubieten, vorausgesetzt, es gelingt, die ausreichenden Klassenstärken für die nächsten drei Jahrgangsstufen zu erreichen. Derzeit werden rund hundert Firmen im Landkreis vom Landratsamt abgefragt, die ihren Bedarf und ihr Interesse für die nächsten drei Jahre bekunden sollen. Für die ersten drei Jahre braucht es je eine Klassenstärke zwischen 20 und 25 Auszubildenden.

„Fachkräftemangel ist auch im Rems-Murr-Kreis ein großes Problem. Deshalb nutzen wir als Träger von drei Beruflichen Schulzentren unsere Chance: Für unsere Firmen und Auszubildenden im Landkreis möchten wir einen attraktiven dualen Ausbildungs- und Studiengang anbieten, um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern“, so Landrat Dr. Richard Sigel.

Die Gewerbliche Schule Waiblingen ist eine der acht beruflichen Schulen im Rems-Murr-Kreis und Teil des Beruflichen Schulzentrums am Waiblinger Ameisenbühl. Sie bietet für derzeit mehr als 1600 Schüler eine Vielzahl an schulischen und beruflichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im gewerblich-technischen Bereich.

Oberbürgermeister Andreas Hesky freut sich ebenfalls, dass der Schulstandort Waiblingen mit der Ausbildung im Rahmen eines Dualen Studiums ausgebaut wird. „Ich bin überzeugt, dass die Unternehmen diese neue Möglichkeit zur Förderung ihrer Beschäftigten nutzen werden. Das macht sie auch als Arbeitgeber, die auf eine nahe hochwertige Ausbildungsstätte verweisen können, noch attraktiver. Gleichzeitig wird damit ein wichtiger Beitrag für die Standortsicherung der Unternehmen im ganzen Kreis und besonders des Wirtschaftsstandorts Waiblingen geleistet.“

Das duale Hochschulangebot verknüpft eine berufspraktische Ausbildung in einem Betrieb mit einer akademischen Ingenieurausbildung an der Hochschule Ulm. Die berufliche Ausbildung und der Berufsschulunterricht finden bei uns im Rems-Murr-Kreis statt, studiert wird an der Donau, in Ulm an der Hochschule. „Seither müssen die Auszubildenden aus Firmen im Rems-Murr-Kreis, die auf dieses Erfolgsmodell setzen, zu ihren Berufsschulklassen nach Günzburg und Ulm fahren. Diesen Weg wollen wir ihnen zukünftig ersparen. Dasselbe Angebot wollen wir an unserer Gewerblichen Schule in Waiblingen anbieten. Eine solche Klasse könnten wir ideal in unsern gegenwärtigen Unterrichtsbetrieb integrieren“, erklärt Hans-Jürgen Bucher, der Schulleiter der Gewerblichen Schule Waiblingen.

Im Landkreis gibt es bereits positive Erfahrungen mit diesem dualen Ausbildungsangebot: „Als Ausbildungsbetrieb haben wir langjährige Erfahrungen mit dem Ulmer Modell. Seit 2002 absolvierten bei uns 48 Auszubildende den Studiengang in den Berufen Elektrotechnik und Maschinenbau. Das Ulmer Modell garantiert uns, dass wir nach Abschluss die Fachkräfte bekommen, die wir brauchen. Die Ausbildung hat einen starken Praxisbezug. Die Absolventen können nach dem Abschluss der Ausbildung und des Studiums sofort bei uns eingesetzt werden. Durch die viereinhalbjährige Ausbildung erwächst auch eine intensivere Bindung an das Unternehmen und so eine starke Identifikation mit unserer Firma. Die Absolventen bleiben in der Regel im Anschluss auch bei uns“, so Markus Höfliger, Geschäftsführer der Harro Höfliger GmbH in Allmersbach im Tal.

Die Studierenden erlangen zwei vollwertige Abschlüsse: den Bachelor und einen Facharbeiterbrief der IHK. Die Ausbildung dauert insgesamt viereinhalb Jahre und damit nur ein Jahr länger als das reguläre Bachelor-Studium. „Ein Facharbeiterbrief in Kombination mit einem Bachelor ist eine gefragte Doppelqualifikation, die den jungen Leuten beste Perspektiven für eine Karriere als Fach- und Führungskraft eröffnet. Der Studiengang kombiniert Ausbildung, Hochschulstudium und praktische Anwendung des erworbenen Wissens. Das ausbildende Unternehmen als Kooperationspartner unterstützt die Studierenden ferner mit einer attraktiven Vergütung über die gesamte Studiendauer. Die duale Ausbildung ist eine nachhaltige Entscheidung für eine erfolgreiche Zukunft“, führt Claus Paal, Präsident der IHK Bezirkskammer Rems-Murr, aus.

Die dualen Studiengänge nach dem Ulmer Modell starten jeweils am 1. September eines Jahres. Voraussetzung für die Einschreibung ist die Fachhochschulreife, die fachgebundene Hochschulreife oder die allgemeine Hochschulreife sowie ein abgeschlossener Ausbildungsvertrag mit einem Ulmer Modell-Unternehmen.

Kontakt für interessierte Firmen und zukünftige Studierende:

Kreiswirtschaftsförderer Dr. Timo John

t.john@rems-murr-kreis.de

07151-501-1193

(nick/25.05.18)

Informationsicon
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