Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Keck
Artikel vom 26.11.2021

Inzidenz knapp unter 500: Krisenstab appelliert, freiwillig Kontakte zu reduzieren

Nur durch eine höhere Impfquote kann die Pandemie eingebremst werden, so der Erweitere Krisenstab. Symbolfoto: Stoppel

Mehr Impfen, mehr testen, mehr kontrollieren / Kreisweites Buchungsportal für Impftermine

Angesichts der Rekord-Inzidenzen und der anhaltenden Überlastung des Gesundheitswesens hat der Erweiterte Krisenstab des Rems-Murr-Kreises erneut getagt, um weitere Maßnahmen zu besprechen. Dabei ging es vor allem um die Ausweitung der Impfkampagne und der Teststruktur.

„Die Arztpraxen sind weiterhin überaus stark belastet, der Spagat zwischen der Versorgung der Infekt-Patienten, der Impfkampagne und der Regelversorgung kostet enorm viel Kraft“, sagt Dr. Jens Steinat, der Pandemiebeauftragte der Kreisärzteschaften im Rems-Murr-Kreis. „Zudem erschweren die insuffizienten und ständig wechselnden politischen Entscheidungen und Vorgaben unsere Arbeit deutlich."

Ähnlich äußerten sich auch die beiden Vertreter der Rems-Murr-Kliniken zu der angespannten Lage. Bisher ist man in Schorndorf und Winnenden im Vergleich zu Kliniken in den Nachbarkreisen vergleichsweise gut aufgestellt – unter anderem durch die Investitionen des Landkreises, z.B. in die Infektionsstation. Es kommen aber täglich neue Corona-Patienten, auch jüngere Menschen, hinzu. „Es sind aber weiterhin praktisch ausschließlich ungeimpfte Menschen, die auf der Intensiv-Station beatmet werden müssen. Der Spagat zwischen der Versorgung von Corona-Patienten und anderen Notfällen belastet uns derzeit enorm. Wir mussten deshalb jetzt auch auf einen Besucherstopp setzen,“ berichten Dr. Angela Rothermel und Dr. Torsten Ade, als Verantwortliche für die Intensiv- und Notfallversorgung in den Rems-Murr-Kliniken.

Angesichts dieser Dramatik hat der erweitere Krisenstab die PCR-Teststrukturen im Landkreis erweitert. Zudem stellen der Landkreis und die Kommunen ein flächendeckendes Impf-Netzwerk auf die Beine, das eng abgestimmt mit den Kreisärzteschaften die Arztpraxen entlasten und das derzeitige Impf-Chaos beenden soll.

Mit Blick auf die Regelungen der neuen Corona-Verordnung haben die Vertreter der Kommunen und Andreas Tellbach, Leiter des Stabsbereichs Einsatz im Polizeipräsidium Aalen, im Krisenstab betont: Es wird Schwerpunktkontrollen der Polizei und der Ortspolizeibehörden geben, um die Einhaltung der Regelungen zu überprüfen. Der Landkreis unterstützt hier die Kommunen und die Polizei. Erste Kontrollaktionen stoßen aber nicht nur auf hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, in der Gemeinde Burgstetten wurden beispielsweise bei einer Schwerpunktkontrolle in der Gastronomie gestern keinerlei Verstöße vermeldet.

Darüber hinaus ist auf örtlicher Ebene eine erhöhteUmsicht bei Veranstaltungen und Kontakten das Gebot der Stunde. „Bitte bedenken Sie, dass sich die Lage in den Kliniken vermutlich in diesem Jahr nicht mehr entspannen wird“, appellieren Oberbürgermeisterin Gabriele Zull und Bürgermeister Thomas Bernlöhr als Vertreter der Städte und Gemeinden im Krisenstab. „Seien Sie daher bitte in der Adventszeit umsichtig und reduzieren Sie, wann immer es möglich ist, Ihre Kontakte.“

Das Maßnahmen-Paket: Test-Strukturen stärken und mobiles Impfen ausweiten

  • Um die Arztpraxen zu entlasten hat der Kreis die Öffnungszeiten seines PCR-Testzentrums erweitert: Seit 24.11. hat das Testzentrum unter der Woche von 8-15 Uhr geöffnet und nun auch ab 27.11. an den Wochenenden wieder von 8-12 Uhr. Der Schwerpunkt liegt weiter auf Schulen und Kitas: Hier können positive Schnelltests von asymptomatischen Kindern und Jugendlichen überprüft werden. Ebenso können Kontaktpersonen (z.B. bei einer Meldung über die Corona-Warn-App) kostenlos einen PCR-Test machen. Achtung: Bei Symptomen bitte an den Hausarzt oder eine Schwerpunktpraxis wenden. Buchung von Schnelltests und PCR-Tests hier.
  • Parallel hat dieKreisärzteschaft das PCR-Testangebot für Menschen mit Symptomen am Wochenende ausgeweitet. Zwei Arztpraxen in Sulzbach und Murrhardt bieten das an, zudem die Notfallpraxis an der Rems-Murr-Klinik Schorndorf.
  • Kreis und Kommunen stellen derzeit ein flächendeckendes Impf-Netzwerk auf die Beine: Mit fünf festen Impfstützpunkten (die ersten 3.000 Termine sind ausgebucht) und zahlreichen mobilen Aktionen – mit und ohne Termin. Alle Infos unter www.rems-murr-kreis.de/kiz

In der kommenden Woche soll ein kreisweites Buchungsportal für Impftermine an den Start gehen. Ziel ist es, ergänzend zu den Angeboten in den Arztpraxen wieder die Kapazität an Impfterminen des früheren Kreisimpfzentrum Waiblingen anzubieten – allerdings dezentral und in der Fläche. Landrat Dr. Sigel: „Wir wollen mit unserem kreisweiten Buchungsportal für Impftermine bewusst die Strukturen stärken, um die Arztpraxen zu entlasten und Schlangen bei Impfterminen zu vermeiden. Impftermine sollen einfach und verlässlich auffindbar und buchbar sein.“

Wie wird das Krisenmanagement im Rems-Murr-Kreis organisiert?

Dem erweiterten Krisenstab gehören, neben dem Gesundheitsamt und dem Krisenteam des Landkreises, Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, die Bürgermeister Thomas Bernlöhr und Reinhold Sczuka als Vertreter der Städte und Gemeinden, Dr. Jens Steinat als Pandemiebeauftragte der Kreisärzteschaften, der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Aalen, der Direktor des Amtsgerichts Waiblingen und die Leiterin des Staatlichen Schulamts Backnang an. Die enge Anbindung an die Rems-Murr-Kliniken und deren Krisenstab wurde bei der jüngsten Sitzung angesichts der Lage in den Kliniken noch verstärkt: Mit der Teilnahme von Dr. Ade und Dr. Nickel. Ziel dieser breiten Besetzung ist es, mögliche Beschränkungen für den Rems-Murr-Kreis aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und diskutieren.

(keck/26.11.21)

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