Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Keck
Artikel vom 12.11.2021

Krisenstab: Brauchen jetzt Solidarität und Umsicht fürs Gesundheitswesen

Landrat: Wir stärken bewusst die Strukturen, um die Arztpraxen und Kliniken zu entlasten / Maske in Schulen empfohlen / Ärzte, Pfleger und Helfer im Rems-Murr-Kreis sind am Limit

Angesichts der Rekord-Inzidenzen und der drohenden Überlastung des Gesundheitswesens hat der Erweiterte Krisenstab des Rems-Murr-Kreises erneut getagt, um weitere Maßnahmen zu besprechen. Eindrücklich haben Vertreter der Rems-Murr-Kliniken, der Kreisärzteschaften und des Gesundheitsamts vor einer kurz bevorstehenden Überlastung des Gesundheitswesens im Landkreis gewarnt.

„Die Infektionszahlen müssen dringend sinken, damit die medizinische Versorgung der Menschen im Rems-Murr-Kreis nicht zusammenbricht“, sagte Dr. Jens Steinat, der Pandemiebeauftragte der Kreisärzteschaften im Rems-Murr-Kreis. So seien viele Arztpraxen zwischen Impfungen, PCR-Tests und Regelversorgung am Limit – zumal die Dauerbelastung der Pandemie die Mitarbeitenden weit über ihre Grenzen bringt.

Ähnlich positionierten sich auch Dr. Torsten Ade, Chefarzt der Interdisziplinären Notaufnahme, und Dr. Marc Nickel, Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken. Sie berichten davon, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angesichts der Belastungen durch die Pandemie zermürbt sind. Zudem sorgen die steigenden Zahlen an Covid-Patienten für Engpässe bei der Behandlung von anderen schweren Erkrankungen. „Es ist tragisch und erschreckend, wenn wichtige Operationen und Behandlungen verschoben werden müssen“, ergänzt Landrat Dr. Sigel, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Rems-Murr-Kliniken. Auch deshalb setzen die Kliniken auf eine 2G-Regelung für Besucher und gehen damit über die Corona-Verordnung hinaus.

Angesichts dieser Dramatik hat der erweitere Krisenstab beschlossen, die PCR-Teststrukturen im Landkreis zu erweitern. Zudem haben Landkreis und Kommunen zahlreiche mobile Impfaktionen auf die Beine gestellt, zum Teil mit den mobilen Teams des Landes, aber auch mit niedergelassenen Ärzten.

Mit Blick auf die Schulen empfiehlt der Krisenstab das Tragen einer Maske. Zumal mit der kurz bevorstehenden Alarmstufe die Maskenpflicht in Schulen ohnehin bald wieder greifen wird. Im Bereich der Grundschulen plädiert der Erweiterte Krisenstab dafür, die Schnelltests vor Ort in den Schulen durchzuführen und zu überwachen – etwa mit der RMK-Cosima-App.

Eine der wenigen Maßnahmen zur Eindämmung, die darüber hinaus noch kurzfristig umgesetzt werden können, sind die Schnelltests an Kindergärten. Die ersten Städte und Gemeinden bereiten diese Maßnahme im Schulterschluss mit kirchlichen und privaten Trägern bereits aktuell vor. Sie hat bereits im Frühjahr geholfen, Infektionen zu erkennen und damit auch den Kindergartenbetrieb überhaupt aufrecht zu erhalten. Der Krisenstab hält diese Maßnahme explizit für wirksam und empfiehlt den Einsatz. Darüber hinaus ist auf örtlicher Ebene eine erhöhte Umsicht bei Veranstaltungen nun das Gebot der Stunde. „Überall dort, wo es möglich ist, sollte nun 2G zum Einsatz kommen und auch durchgängig kontrolliert werden“, sagt Bürgermeister-Sprecher Thomas Bernlöhr.  

„Wir kennen nach anderthalb Jahren Pandemie die wirksamsten Mittel: Halten Sie Abstand, achten Sie auf die Hygiene-Regeln, nutzen Sie wenn möglich Home-Office und seien Sie umsichtig“, sagt Landrat Dr. Sigel. „Die Mitarbeitenden in den Arztpraxen und in den Kliniken brauchen jetzt unsere Solidarität.“

Das Maßnahmen-Paket: Test-Strukturen stärken und mobiles Impfen ausweiten

  • Um die Arztpraxen zu entlasten wird der Kreis die Öffnungszeiten seines PCR-Testzentrums erweitern. Der Schwerpunkt liegt weiter auf Schulen und Kitas: Hier können positive Schnelltests von asymptomatischen Kindern und Jugendlichen überprüft werden. Ebenso können Kontaktpersonen (z.B. bei einer Meldung über die Corona-Warn-App) kostenlos einen PCR-Test machen. Achtung: Bei Symptomen bitte an den Hausarzt oder eine Schwerpunktpraxis wenden.
  • Parallel plant dieKreisärzteschaft, das PCR-Testangebot für Menschen mit Symptomen am Wochenende auszuweiten. Hierzu informiert der Landkreis, wenn die Details feststehen.
  • Kreis und Kommunen haben eine Vielzahl an mobilen Impfaktionen auf die Beine gestellt: Bis Weihnachten gibt es an fast jedem Tag mindestens eine Aktion in einem Ort des Rems-Murr-Kreises. Alle Infos unter www.rems-murr-kreis.de/kiz Landrat Dr. Sigel: „Es war keine Fehlentscheidung, die Impfzentren zu schließen, aber eine Fehleinschätzung, dass die notwendigen Impfungen ohne weiteres durch die ambulanten Strukturen leistbar sind.“ Vom Vorhaben des Landes, Impfstützpunkte in jedem Landkreis einzurichten, habe man aus der Presse erfahren, setze dies jetzt aber vorerst um und sichere die Unterstützung zu.

Wie wird das Krisenmanagement im Rems-Murr-Kreis organisiert?

Dem erweiterten Krisenstab gehören, neben dem Gesundheitsamt und dem Krisenteam des Landkreises, Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, die Bürgermeister Thomas Bernlöhr und Reinhold Sczuka als Vertreter der Städte und Gemeinden, Dr. Jens Steinat als Pandemiebeauftragte der Kreisärzteschaften, der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Aalen, der Direktor des Amtsgerichts Waiblingen und die Leiterin des Staatlichen Schulamts Backnang an. Die enge Anbindung an die Rems-Murr-Kliniken und deren Krisenstab wurde bei der jüngsten Sitzung angesichts der Lage in den Kliniken noch verstärkt: Mit der Teilnahme von Dr. Ade und Dr. Nickel. Ziel dieser breiten Besetzung ist es, mögliche Beschränkungen für den Rems-Murr-Kreis aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und diskutieren.

(keck/12.11.21)

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