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Sozialer Sprengstoff Wohnungsmangel: Kreistag steht zur Strategie des Landkreises
Aktuelle Studien belegen den weiterhin dringenden Bedarf / Umfassende Wohnungsbaustrategie wird angesichts aktueller Herausforderungen weiterverfolgt
„Wohnraummangel birgt sozialen Sprengstoff“, das hatte Landrat Dr. Richard Sigel schon bei der Verabschiedung der Wohnbaustrategie des Landkreises 2017 betont. Daran hat sich nichts geändert. Laut einer Studie der IHK Region Stuttgart vom Januar 2025 ist der bestehende Mangel an Wohnraum derzeit sogar ein massives Risiko für das Wirtschaftswachstum in der Region Stuttgart. Den unveränderten Bedarf an Wohnraum im Rems-Murr-Kreis hat auch jüngst das renommierte Pestel-Institut mit einer Studie für die Region Stuttgart bestätigt, nach der bis 2028 rund 2.000 neue Wohnungen im Rems-Murr-Kreis benötigt werden.
Vor diesem Hintergrund bleibt die weitere Umsetzung der 2017 beschlossenen Wohnbaustrategie des Rems-Murr-Kreises wichtig und muss nach der Überzeugung des Landrats ein strategisches Ziel bleiben. „Wohnraum zu schaffen ist keine Pflichtaufgabe des Landkreises und das Engagement des Rems-Murr-Kreises ist insoweit ein Alleinstellungsmerkmal. Anders als die meisten Landkreise beschränken wir uns nicht auf eine moderierende Rolle. Der Rems-Murr-Kreis hat in den letzten Jahren mit über 50 Millionen Euro das Eigenkapital seiner Kreisbaugruppe so gestärkt, dass diese handlungsfähig war und Wohnraum schaffen konnte. Jede dritte geförderte Wohnung im Landkreis war zum Jahresende 2023 von der Kreisbaugruppe gebaut, Tendenz steigend. Es war mir daher wichtig, dass dieses Engagement angesichts herausfordernder Rahmenbedingungen vom neu gewählten Kreistag wieder bestätigt wird, denn diese Transparenz ist für mich auch ein Bestandteil der laufenden Haushaltskonsolidierung“, so der Landrat. "Es freut mich, dass der Kreistag die Wohnbaustrategie in seiner Sitzung am 7. April 2025 nochmals bestätigt und einer Fortführung mit Blick auf aktuelle Entwicklungen in der Baubranche und bei den kommunalen Haushalten einstimmig zugestimmt hat."
Das war für den Landkreis ein wichtiges Signal und damit sind die wesentlichen strategischen Leitplanken wie folgt gesetzt:
- Fortführung der 2017 vom Kreistag beschlossenen Wohnbaustrategie zur Schaffung von 500 geförderten Wohnungen im Eigenbestand der Kreisbaugruppe.
- Fortführung der 2022 beschlossenen „Wohnbaustrategie 500plus“ zum Bau und Erhalt von weiteren rund 290 Mietwohnungen im Eigenbestand der Kreisbaugruppe (u.a. auf der Hangweide in Kernen und dem früheren Klinikareal Waiblingen), die auch Bevölkerungsgruppen zugänglich sind, die keinen Wohnberechtigungsschein haben.
- Schaffung eines ausgewogenen Immobilienportfolios, u.a. auch Investitionen in Infrastruktur, wie Pflegeheime und Gesundheitseinrichtungen.
- Sicherung der Flüchtlingsunterbringung mit einem langfristigen und eng mit den Städten und Gemeinden abgestimmten Verteilungskonzept.
- Umsetzung der 2023 vom Aufsichtsrat beschlossenen Klima-Roadmap und des Leitfadens für Nachhaltiges Bauen, das bedeutet: Ein realistisches Erreichen von Klimazielen im Gebäudebestand des Landkreises und im sonstigen Gebäudebestand der Kreisbaugruppe.
Landrat Dr. Richard Sigel betonte im Kreistag: „Wir reden nicht nur über Wohnraummangel wir haben auch geliefert. Wir haben bereits zwei Drittel unseres Wohnungsbauprogramms umgesetzt und bis zum Jahresende sind mehr als 400 Mietwohnungen bezogen. Zudem haben wir dieses Programm noch strategisch erweitert. Immer mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit unseres Landkreises zu erhalten. Es ist daher auch Teil des Beschlusses, dass eine weitere Ausweitung der Wohnbauaktivitäten über die nun bestätigen Programme und Maßnahmen hinaus angesichts der Haushaltslage nicht leistbar ist. Im Gegenteil, die Kreisbaugruppe muss ihren Beitrag zur Haushaltskonsolidierung liefern und ein besonderes Augenmerk muss der Wirtschaftlichkeit aller Baumaßnahmen gelten.
„Wir können diese Mammutaufgabe aber nicht alleine stemmen“, betont der Landrat ebenfalls mit Blick auf die Haushaltskonsolidierung. Ein wichtiger Bestandteil der Wohnbaustrategie war und ist deshalb, dass die Kreisbaugruppe nicht nur selbst baut, sondern auch eng mit Partnern die Herausforderung des Wohnungsmangels angeht. Deshalb wurden mehrere hochkarätig besetze Wohnbaugipfel organisiert und immer wieder gemeinwohlorientierte Partner gewonnen, die in den Wohnungsbau des Rems-Murr-Kreises investieren und somit auch einen Anteil im Rahmen der Wohnraumversorgung leisten.
„Angesichts des weiteren drängenden Mangels an Wohnungen hoffen wir auf Rückenwind durch die neue Bundesregierung, was die Förderung von Wohnungsbauprojekten angeht“, betont Landrat Dr. Sigel. „Unabhängig von einem möglichen Geldsegen aus Berlin stellen wir unser Portfolio bewusst wirtschaftlich und ausgewogen auf.“
Weiterentwicklung der Wohnungsbaustrategie
Beim Zukunftsprojekt Hangweide in Kernen wurden die Pläne der Kreisbaugruppe in diesem Kontext weiterentwickelt: Bisher war geplant, dass die Kreisbau 220 Mietwohnungen baut und im Bestand behält. Nun ist geplant, diese Zahl auf 120 Mietwohnungen zu reduzieren. Die verbleibenden Grundstücke auf der Hangweide werden als Bauträgermaßnahmen mit Eigentumswohnungen realisiert beziehungsweise einer Genossenschaft die Bebauung ermöglicht.
Dies schafft die Möglichkeit an anderer Stelle im Landkreis ebenfalls strategisch interessante Projekte zu realisieren. Eine mögliche Fläche ist etwa am Karlsplatz in Schorndorf. Die Grundstücksfläche befindet sich in zentraler Lage in Schorndorf, welches in unmittelbarer Nähe sowohl zur Innenstadt als auch zum Bahnhof liegt. Zusätzlich befindet sich das gegenüberliegende Gebäude mit dem Kreisjugendamt und der Kfz-Zulassungsstelle bereits im Eigentum der Kreisbaugesellschaft. Auch Teilflächen des Karlsplatzes sind bereits im Eigentum. Nach aktuellen Planungen könnten in Schorndorf rund 60 Wohneinheiten realisiert werden. Die Einzelheiten werden im Aufsichtsrat der Kreisbaugesellschaft beraten und beschlossen
Zahlen & Fakten
- Von den 500 geplanten Wohnungen sind aktuell 365 fertiggestellt, weitere 34 befinden sich im Bau. Die noch fehlenden Wohneinheiten sind mit konkreten Projekten hinterlegt, sodass die Zielerreichung von 500 öffentlich geförderten Mietwohnungen im Jahr 2027 aus heutiger Sicht gesichert erscheint.
- Die Kreisbaugruppe selbst besitzt aktuell einen Bestand von 1.053 Mietwohnungen, davon 458 öffentlich gefördert (Stand 31. Januar 2025) sowie zusätzlich rd. 48.000 m² Gewerbefläche.
Weitere Informationen finden Sie auf den Internetseiten der Kreisbaugruppe.
(keck/07.04.25)