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Zweiter Runder Tisch Weinbau: Miteinander Herausforderungen und Zukunftsthemen angehen
Aufgegebene Rebflächen dürfen nicht verwildern – doch welche nachhaltige Nutzung ist möglich?
Der vom Landrat des Rems-Murr-Kreises initiierte Runde Tisch Weinbau hat sich erneut zusammengefunden, um aktuelle Themen und Herausforderungen der Branche zu diskutieren. „Ziel des Runden Tisches ist und bleibt es aber, nicht nur zu diskutieren, sondern möglichst konkrete Antworten auf die Herausforderungen und Zukunftsthemen im Weinbau zu geben. Uns geht es im Landratsamt darum, den Weinbau in unserem Landkreis zu stärken und unterstützen“, so Landrat Sigel zum Auftakt.
Im Fokus standen unter anderem die Mindestpflege von Weinbergen, Blühbrachen im Weinberg, die Bienenroute, die Hagelabwehr sowie innovative Projekte wie der „Vitiforst". An dem Austausch beteiligten sich Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamts, des Kreistags, der Weinbaukommunen, der Weingärtnergenossenschaften, privater Weingüter, des Weinbauverbands sowie Remstal Tourismus. Ziel des Runden Tisches ist es, aktuelle Entwicklungen im Weinbau zu analysieren, praxisnahe Lösungen zu erarbeiten und die Vernetzung zwischen Winzern, Kommunen und Fachinstitutionen zu fördern.
Ein gelungenes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit war der erneute Gemeinschaftsstand Remstal auf der Messe Eurovino in Karlsruhe, die am vergangenen Wochenende auf große Resonanz stieß. In diesem Jahr präsentierten sich dort sieben Bio-Weingüter, zwei genossenschaftliche und eine private Kellerei. Der Stand ist ein Gemeinschaftsprojekt und wurde von Remstal Tourismus mit maßgeblicher Unterstützung des Rems-Murr-Kreises und Beteiligung der Biodiversitätsberaterin des Landwirtschaftsamtes organisiert und umgesetzt.
„Wir als Landkreisverwaltung setzen alles daran, die Wengerter auch weiterhin zu unterstützen. Dazu gehört vor allem, die Interessen aller Akteure im Weinbau lösungsorientiert zu bündeln, die Bedarfe zu erfragen und damit das Potenzial in der Weiterentwicklung des Weinbaus auszuschöpfen“, sagte Landrat Dr. Richard Sigel. „Schließlich ist der Weinbau ein zentrales Charaktermerkmal unseres Landkreises, sowohl mit Blick auf die Kulturlandschaft, aber auch in Sachen Genuss und als Wirtschaftsfaktor.“
Verschiedene Konzepte und Maßnahmen, wie der Landkreis die Wengerter unterstützen kann, wurden beim Runden Tisch vorgestellt: Michael Stuber, Leiter des Landwirtschaftsamts, berichtete über die Mindestpflege von Weinbergen und bisherige Fortschritte. Jochen Schäufele, Leiter des Umweltschutzamts, erläuterte die Vorteile von Blühbrachen und Blühstreifen im Weinbau. Der LEV Rems-Murr-Kreis steht in diesem Fall unterstützend und beratend als Ansprechpartner zur Verfügung und wird ein Pilotprojekt im Weinberg starten.
Bernhard Willi vom Verein bienformatik stellte das Evaluationsprojekt „Bienenroute“ vor, das Weingärtnern praxisnahe Werkzeuge zur besseren Nutzung von Brachflächen bietet. Eine freiwillige Umfrage im Rems-Murr-Kreis soll weitere Erkenntnisse zur aktuellen Situation von nicht mehr bewirtschaftete Rebflächen liefern. Grundstückseigentümer, die sich für eine Nachnutzung von Brachflächen interessieren, können infrage kommende Flächen ab sofort bis 31.3.2025 online unter: https://bienenroute.de/flaechenumfrage-rmk melden. Die Teilnahme ist unverbindlich und kostenlos. Informationen dazu gibt es bei Frau Barbara Singer unter 0176/24775136.
Jakob Hörl von der Universität Hohenheim präsentierte das innovative „Vitiforst“-Projekt, das Agroforstsysteme im Weinbau erproben will. Durch die Pflanzung von Bäumen auf Weinbauflächen soll sowohl der Klimaschutz gestärkt als auch die Biodiversität gefördert werden. Michael Stuber informierte über Hagelabwehr. Dieses bleibt ein zentrales Thema für den Weinbau angesichts der Gefahren durch Extremwetterereignisse. Eine Fachtagung zur Hagelabwehr am 3. und 4. April soll zur Gewinnung neuer Partner und zur Aufklärung der Öffentlichkeit beitragen.
Dezernent Gerd Holzwarth stellte zum Abschluss die freiwillige Flurneuordnung als bewährtes Mittel zur besseren Nutzung der Flächen vor. Dieses seit 60 Jahren erfolgreiche Verfahren ermöglicht eine flexible Anpassung ohne zusätzliche Kosten. Außerdem teilte er mit, dass der Antrag auf ein Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) gestellt und die Bewilligung in nächster Zeit erwartet wird.
„Dieses Verfahren werden wir mit großem Nachdruck im Landratsamt koordinieren und begleiten. Wir hoffen auf eine schnelle Förderzusage, so dass es noch im Frühjahr losgehen kann. Gemeinsam mit dem Weinbau und allen weiteren Akteuren gilt es eine Zukunftsperspektive für den Weinbau im Remstal zu entwickeln. Die Möglichkeit, die seit Jahren entwickelte Marke „Remstal“ auch für die Vermarktung des Weines nutzen zu können bietet aus meiner Sicht eine Chance, ebenso die Direktvermarktung und weitere Genuss- und Erlebnisangebote zu stärken“, so Landrat Sigel zum Projekt ILEK, dessen Förderung gemeinsam mit den 10 Städten und Gemeinden beim Land beantragt wurde.
Der Runde Tisch Weinbau soll auch weiterhin als Plattform für den Austausch von Fachwissen und die Entwicklung praxisnaher Lösungen dienen, allerdings immer mit dem Schwerpunkt, dass auch konkrete Maßnahmen entwickelt werden. Im Nachgang wird es eine Umfrage geben, welche Themen weiterverfolgt, neu aufgegriffen und in den Fokus gerückt werden.
(raßmus/14.03.25)