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Landkreis und Rems-Murr-Kliniken schaffen Bettenreserve in Aspach
Teile der Hotelanlage Sonnenhof in Aspach werden als Reserveeinrichtung für Nicht-Corona-Infizierte vorbereitet / Landkreise der Region Stuttgart appellieren an Bundesgesundheitsminister Spahn
Der Krisenstab der Rems-Murr-Kliniken hat in enger Abstimmung mit dem Landkreis, der Gemeinde Aspach und dem Rettungsdienst entschieden, Teile der Hotelanlage Sonnenhof in Aspach in der Corona-Krise als Reserveeinrichtung mit bis 100 Betten zu nutzen. Dadurch sollen ausreichend Bettenkapazitäten für Covid19-Patienten in den beiden Rems-Murr-Kliniken Winnenden und Schorndorf freigemacht werden. Die Entscheidung des Krisenstabes ist eine Reaktion auf weiter steigende Corona-Fallzahlen im Kreis und die zunehmende Inanspruchnahme der stationären Krankenhausversorgung durch Covid19-Patienten.
Das Hotel Sonnenhof wird vor allem der Kurzeitpflege dienen und nicht der Behandlung von Corona-Patienten. Es besteht ein großer Bedarf, denn aufgrund des Corona-Virus nehmen derzeit auch die Senioren- und Altenpflegeeinrichtungen ihre Bewohner nicht mehr auf – es gilt ein Aufnahmestopp. Die baden-württembergische Krankenhausgesellschaft empfiehlt eine zweiwöchige Karenzzeit. Das sorgt für Engpässe, denn der Rems-Murr-Kreis hat mit die geringste Krankenhausbettendichte im Land.
In einem Kraftakt haben die Rems-Murr-Kliniken die Beatmungsplätze in den letzten Tagen nicht nur verdoppelt, sondern auf bis zu 85 Beatmungsplätze nahezu verdreifacht.
„Ob die Kapazitäten ausreichen ist dennoch schwer zu prognostizieren“, so der Geschäftsführer Dr. Marc Nickel. „Unser Ziel ist aber seit Wochen, gut gerüstet zu sein, sollten die Fallzahlen sprunghaft steigen. Wir werden daher vor allem ältere Patienten, die nicht an dem Corona-Virus erkrankt sind, aber noch einer medizinischen Pflege bedürfen, frühzeitig aus den Rems-Murr-Kliniken verlegen. Zum einen, um diese Patienten zu schützen, zum anderen, um uns in den Kliniken auf die Behandlung von Covid-Patienten konzentrieren zu können“.
„Nach ersten Gesprächen mit Vertretern der Kliniken und des Landratsamtes wurde die Situation intern besprochen. Besitzerfamilie, Geschäftsleitung und Mitarbeiter waren sich sofort darüber einig, dass sie selbstverständlich in dieser Krisenzeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten helfen“, sagt Katrin Boysen-Ferber, Mitglied der Geschäftsleitung des Hotel Sonnenhof.
Auch die Gemeinde Aspach unterstützt dieses Vorgehen. „Solidarität ist das Gebot der Stunde. Wir sehen die Bereitschaft der Geschäftsführung des Hotel Sonnenhofs als vorbildlichen Akt der Menschlichkeit in dieser Extremsituation“, so Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff.
Der Entscheidung der Experten vorausgegangen war eine Prüfung unterschiedlicher Objekte und Szenarien. Die Experten des Corona-Therapieteams, des Rettungsdienstes und Landratsamts haben im Vorfeld der Entscheidung unterschiedliche Konzepte durchgespielt und bewertet. Jutta Franz, stellvertretende Sprecherin der leitenden Notärzte im Kreis, war am Ende aber überzeugt: „Die Bedingungen am Sonnenhof sind für den angedachten Zweck bestens geeignet. Wir haben hier alles. Wir können die gesamte Infrastruktur nutzen. Mitgebracht werden muss nur das Pflegepersonal und die ärztliche Betreuung muss organisiert werden. Der Betrieb kann daher umgehend aufgenommen werden.“ Das war letztlich ein wesentliches Argument dafür, nicht auf die Ertüchtigung stillgelegter Hotels oder Pflegeheime zu setzen.
„Das Pflegepersonal wird in erster Linie über die Krankenpflegeschule zur Verfügung gestellt, die zu diesem Zweck de facto auf den Sonnenhof umziehen wird. Ärztliche Unterstützung hat uns die Kreisärzteschaft bereits bei der ersten Begehung zugesagt“, berichtet Stefan Gräter, der die intensivmedizinische Pflege in der Rems-Murr-Klinik Winnenden verantwortet und die Konzeption mit entwickelt hat.
„Mit den Reservekapazitäten im Backnanger Raum, eng verzahnt mit den Rems-Murr-Kliniken und abgestimmt mit dem Rettungsdienst, sind wir für den Ernstfall gut aufgestellt“, kommentiert Landrat Dr. Richard Sigel die „Reserveeinrichtung Sonnenhof“. In der Hoffnung, dass sowohl dem Land als auch dem Landkreis Zustände wie in Italien erspart bleiben, wolle man sich im Rems-Murr-Kreis frühzeitig und bestmöglich wappnen.
Tagesaktuelle Informationen zum Corona-Virus gibt es hier auf unserer Website.
Weitere Informationen gibt es auf der Seite der Rems-Murr-Kliniken.
(ries/23.3.20)
Die Landkreise der Region Stuttgart und deren Kliniken haben sich in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt
In dem offenen Brief fordern die Geschäftsführer von sechs kommunalen Kliniken dringende Änderungen am geplanten Gesetzesentwurf zur Unterstützung der Krankenhäuser in Deutschland gefordert: „Der derzeitige Gesetzesentwurf ist für uns und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Weitem nicht ausreichend", so heißt es in dem Brief. „Mit diesem Gesetzentwurf laufen wir Gefahr, dass in wenigen Monaten Krankenhäuser ohne die Unterstützung der Landkreise in die Insolvenz gehen würden. Damit stehen die Helfer in kurzer Zeit ohne Hilfe da."
„Wir Krankenhäuser sind bereit, unsere Aufgabe, die medizinische Versorgung der Bevölkerung wahrzunehmen und wollen gemeinsam mit Ihnen die aktuellen sowie zukünftigen Herausforderungen bewältigen. Wir haben alle elektiven, nicht dringlichen chirurgischen Eingriffe sowie nicht zwingend notwendige Patientenaufnahmen auf Station ausgesetzt. Wir haben kurzfristig alle möglichen Intensiv- und Beatmungskapazitäten realisiert. Wir haben unser Personal auf die Intensiv -und Beatmungsbetten fokussiert. Wir akquirieren Hilfspersonal zur Unterstützung der Pflege und Ärzte," so die Unterzeichner.
Um diese Aufgabe zu stemmen, sei eine sofortige und unbürokratische Lösung notwendig, so die Landkreise und deren Kliniken.
(keck/24.3.20)