Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Keck
Artikel vom 28.04.2021

Kreisjugendamt entwickelt App für Streetworker

Das Jugendamt hat eine App für Streetworker entwickelt. Foto: Landratsamt
Das Jugendamt hat eine App für Streetworker entwickelt. Foto: Landratsamt

Mehr Zeit für Jugendliche, genauere Aussagen über die Sozialräume und Lebenswelten von Jugendlichen treffen und nebenher einen wichtigen Beitrag zur besseren Evaluation im Arbeitsfeld Streetwork leisten: So lauten die Ziele des Kreisjugendamts im Zuge der neu entwickelten „Streetwork-App“.

Konkret handelt es sich bei der App um eine digitale Software zur Dokumentation und Auswertung von Streetwork-Rundgängen. Diese sollen Fachkräfte der Mobilen Jugendarbeit nutzen können. Die App soll genauere Daten liefern und die Auswertung darüber wesentlich vereinfachen.

„Unseren Recherchen nach ist es das einzige Tool dieser Art im deutschsprachigen Raum“, so Benedikt Seybel, der Projektverantwortliche im Kreisjugendamt. Zwar gebe es diverse Apps, um Jugendliche als Nutzer zu erreichen. Dokumentationstools für Fachkräfte gebe es aber kaum, so Seybel. Erfreulich ist auch, dass alle Träger Mobiler Jugendarbeit im Rems-Murr-Kreis mit an Bord sind. Nach einem längeren Entwicklungsprozess konnte nun mit der Pilotphase gestartet werden.

Von April bis Juni testen Streetworker im Rems-Murr-Kreis die App. Nach einer Evaluation und Optimierung soll geprüft werden, wie es die App in den Regelbetrieb schaffen kann.

 

Die Initialzündung zu diesem Projekt kam bereits vor rund sechs Jahren aus der Praxis: Ein Streetworker der Stadt Fellbach, Markus Klemisch, erkannte den Bedarf. Er machte einen ersten konzeptionellen Aufschlag. Nachdem es mehrere Planungs- und vor allem Finanzierungsanläufe gab, entschied das Kreisjugendreferat – eine Abteilung des Kreisjugendamts – im Jahr 2019, das Projekt der Mobilen Jugendarbeit Fellbach zu unterstützen und die App zu entwickeln. „Ich freue mich riesig, dass wir die App nun im Alltag testen können. Die lange Vorarbeit hat sich wirklich gelohnt“, meint Klemisch. „Nun hoffe ich natürlich, dass wir die App dauerhaft nutzen können. „Endlich nicht mehr mühselig von Hand dokumentieren zu müssen - das ist eine echte Erleichterung. Zudem kommt die gesparte Zeit den Jugendlichen zugute, was die App zu einem doppelten Gewinn macht, so Klemisch.

Christiane Bollig, Referentin der LAG Mobile Jugendarbeit und Streetwork, leitet seit 2017 die landesweite AG Digitalisierung und ist für die fachliche Begleitung des Projekts verantwortlich. Sie spricht von einem „landesweit einzigartigen Modellvorhaben“, das aus Mitteln des Landeshaushalts gefördert wird. Die Kosten in Höhe von rund 9.000 Euro werden auf diese Weise je ungefähr zur Hälfte vom Kreisjugendamt und der LAG MJA getragen.

In der Tat blickt mancher Dachverband gespannt auf den Rems-Murr-Kreis: So gibt es rund 1000 Streetworkerinnen und Streetworker in Deutschland, die von einer solchen App profitieren könnten. Eine Abfrage des Kreisjugendreferats im Jahr 2019 auf Kreis-, Landes- und Bundesebene bestätigte den Bedarf: Standorte mit Mobiler Jugendarbeit und/oder Streetwork fanden das Projekt sehr spannend und meldeten Interesse an.

Mobile Jugendarbeit im Rems-Murr-Kreis:

Im Rems-Murr-Kreis arbeiten aktuell 22 Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen an elf Standorten als Streetworkerinnen und Streetworker im Bereich der Mobilen Jugendarbeit. Mobile Jugendarbeit als Teil der Jugendhilfe erreicht benachteiligte, junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Die aufsuchende Arbeit im Gemeinwesen ist im Gesamtkonzept Mobiler Jugendarbeit ein zentraler und wichtiger Bestandteil. Sozial benachteiligte und marginalisierte junge Menschen werden bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben und der Überwindung individueller Beeinträchtigungen von den Fachkräften unterstützt und begleitet. Das Kreisjugendreferat des Landratsamts berät die Fachkräfte dabei fachlich. 

(keck/28.4.21)

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