Entdecken.
Genießen. Leben.
Meilenstein auf dem Weg zum inklusiven Bildungscampus
BJW Architekten und Faktorgrün erhalten den Zuschlag für die Neuordnung der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren des Landkreises am Standort Schorndorf / Ausstellung mit den Entwürfen bis Sonntag zu sehen
Der Rems-Murr-Kreis plant, auf dem künftigen Bildungscampus Rainbrunnen ein neues Kinderhaus für die sonderpädagogischen Einrichtungen des Landkreises zu errichten. In der Einrichtung sollen insgesamt vier Kindergärten und die erste und zweite Klasse der Christian-Morgenstern-Schule untergebracht werden. Neben dem Neubau des Kinderhauses ist eine Erweiterung der Fröbelschule geplant.
Ausgangspunkt für das Projekt war ursprünglich die in die Jahre gekommene Bausubstanz des Kinderhauses Pusteblume in der Jakob-Degen-Straße. Hier lernen und erleben Kinder unter einem Dach und von Klein auf Inklusion, indem der Rems-Murr-Kreis neben einem Schulkindergarten für Kinder mit Körperbehinderungen auch eine Regel-Kita-Gruppe betreibt. Schon in ganz jungen Jahren sollen hier Kinder mit und ohne Behinderungen zusammen lernen und aufwachsen. Auf dieses Konzept der Intensivkooperation ist der Rems-Murr-Kreis stolz und dieses Vorzeigekonzept soll auch im nun laufenden Projekt gestärkt und ausgeweitet werden.
Steigende Zahlen von Schülerinnen und Schülern beschäftigen den Landkreis als Träger der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) schon lange. Zum einen werden die Herausforderungen der Kinder und Jugendlichen, die beispielsweise in der Fröbelschule Schorndorf sind, immer komplexer, und zum anderen steigen die Schülerzahlen auch massiv an. Darüber wird regelmäßig auch in den Gremien der Kreispolitik berichtet. Auch an der Fröbelschule Schorndorf mit dem Förderschwerpunkten körperlich-motorische und geistige Entwicklung, sind die Zahlen von 2022 von knapp über 100 Kindern nun 135 angestiegen – das sind mindestens fünf Klassen mehr und die Tendenz ist weiter steigend.
„Wir benötigen schlichtweg mehr Platz, denn wir haben den Anspruch, für Kinder mit und ohne Behinderung eine gute Lern- und Alltagsumgebung zu schaffen.“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel zur Zielsetzung des Projektes.
Im Rahmen des Wettbewerbs sind insgesamt 25 Entwürfe eingegangen. Die Fachjury war mit Vertreterinnen der betroffenen Schulen und Einrichtungen, mit Mitgliedern des Kreistags und Schorndorfer Gemeinderates sowie mit Verantwortungsträgern aus der Kreis- und Stadtverwaltung besetzt; hinzu kommen vor allem Architektinnen und Architekten als Fachpreisrichter.
Professor Zvonko Turkali kommentierte das Urteil der Jury als deren gewählter Vorsitzender: „Die Wettbewerbsbeiträge zeichnen sich durchgängig durch eine außergewöhnlich hohe Qualität aus – ein bemerkenswerter Umstand angesichts der Komplexität der Aufgabe. Die Diskussion in der Jury war intensiv und mitunter kontrovers, doch die Entscheidung fiel schließlich einstimmig. Die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit von BJW Architekten aus Zimmern ob Rottweil überzeugt durch ihre sehr gelungene städtebauliche Einfügung. Sie erfüllt die funktionalen Anforderungen, ist kompakt und wirtschaftlich und schafft zugleich attraktive räumliche Situationen – sowohl im Inneren als auch in den Außenbereichen.“ Für die Landschaftsarchitektur in den Außenanlagen ging der Zuschlag an Faktorgrün aus Rottweil.
Landrat Dr. Richard Sigel ergänzte: „Mit der Entscheidung des Preisgerichts haben wir einen wichtigen Meilenstein hin zu unserem inklusiven Bildungscampus genommen. Die Idee unseres Bildungscampus Rainbrunnen nimmt nun Form an. Gemeinsam mit der Stadt Schorndorf und mit unseren Kreisgremien werden wir nun die nächsten wichtigen Schritte hin zur Realisierung nehmen. Der Anspruch „alle Einrichtungen unter einem Dach“ wird im Siegerentwurf umgesetzt. Wir haben hier nicht nur eine architektonische Lösung präsentiert bekommen, sondern auch eine einladende Basis für die Stärkung unserer integrativen und inklusiven Bildungs- und Betreuungskonzepte.“
Erster Bürgermeister der Stadt Schorndorf Thorsten Englert sagte: „Das neue Kinderhaus und die Erweiterung der Fröbelschule am Bildungscampus Rainbrunnen stärken den vielfältigen Bildungsstandort Schorndorf weiter. Zudem ist das Projekt ein weiteres gutes Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und der Stadtverwaltung."
Katja Haßpacher, Leiterin der Fröbelschule Schorndorf, als eine der vom Projekt direkt betroffenen Schulen sagt: „Ich freue mich jetzt sehr auf die nächsten Schritte. Es hat Spaß gemacht zu sehen, wie unsere Raumnot und Platzbedarfe nun architektonisch ganz unterschiedlich umgesetzt worden sind. Im Siegerentwurf kann ich mir sehr gut vorstellen, wie hier Lebensalltag und Lernen der Kinder in den verschiedenen Einrichtungen sehr gut zusammen gelingen und lebendig werden kann.“
Überblick:
Der Rems-Murr-Kreis ist Träger von sechs Bildungseinrichtungen im Stadtgebiet Schorndorf:
- Fröbelschule Schorndorf
- Schulkindergarten „Am Grafenberg“
- Außenstelle der Christian-Morgenstern-Schule
- Außenstelle des Christian-Morgenstern-Schulkindergartens
- Schulkindergarten „Pusteblume“
- Integrativer Kita-Regelgruppe „Mäuse“
Um den gestiegenen Raumbedarfen gerecht zu werden wurden für die Fröbelschule Schorndorf bereits Interimslösungen geschaffen: 2017/2018 Errichtung Containeranlage mit drei Klassenräumen, 2023/2024 Außenstelle im Verwaltungsgebäude Karlstraße 3 Schorndorf mit inzwischen vier Klassenräumen.
Hintergrund zum Projekt
Das Planungsgebiet für den Bildungscampus Rainbrunnen befindet sich südwestlich der Fröbelschule und hat eine Größe von ca. 6.930 m². Im Neubau des Kinderhauses werden die bestehenden Schulkindergärten der Fröbelschule (max. 18 Kinder) und der Christian-Morgenstern-Schule für sprachbehinderte Kinder (max. 12 Kinder), der Schulkindergarten für Körperbehinderte (max. 12 Kinder), insgesamt drei Krippen- und Kitagruppen (51-75 Kinder) mit 90 bis max. 117 Kindergartenkindern sowie die erste und zweite Klasse der Christian-Morgenstern-Schule mit ca. 24 Kinder untergebracht. Damit entsteht ein „inklusives Kinderhaus“ für 114 bis 141 Kinder mit und ohne Behinderung. Im Neubau ist darüber hinaus die Einrichtung einer Mensa als Mehrzweckraum vorgesehen.
Neben dem Kinderhaus ist die Erweiterung der Fröbelschule um zehn Klassen- und fünf Fachräume mit Nebenräumen sowie ein gemeinsamer Beratungsraum geplant. Die Schulerweiterung ist für etwa 60 Schülerinnen und Schüler im Alter von 6 bis 19 Jahren vorgesehen. Die geplanten Neu- und Erweiterungsbauflächen für die Nutzungsflächen betragen insgesamt ca. 2.884 m² zzgl. Nebenräume-, Erschließungs- und Technikflächen. Davon sind das Kinderhaus mit Mensa in einer Größe von ca. 1.838 m² und die Schulerweiterung in einer Größe von ca. 1.046 m² vorgesehen. Die Freianlagen für das Kinderhaus sowie für die Schulerweiterung müssen rollstuhlgerecht und barrierefrei gestaltet werden.
Durch den Neubau des Kinderhauses und des Erweiterungsbaus der Schule soll der Campusgedanke der bestehenden Einrichtung gestärkt werden. Ziel ist es, für diesen Standort eine qualitätsvolle, wirtschaftliche und nachhaltige Planung zu erhalten, die auf die städtebaulichen, funktionalen und wirtschaftlichen Anforderungen angemessen und in hoher Qualität antwortet.
Ausstellung: Die Entwürfe werden bis Sonntag der Öffentlichkeit gezeigt
Die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs können in der Olgahalle des Beruflichen Schulzentrums besichtigt werden:
Mittwoch, 02.04 bis Samstag, 05.04. von 14 bis 18 Uhr
Sonntag 06.04. von 10 bis 17 Uhr
(keck/04.04.25)