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Gesundheitsgefahr durch Zecken
Gesundheitsamt empfiehlt Schutz vor Zeckenstichen, frühzeitiges Entfernen und eine Impfung gegen FSME
Insbesondere in den wärmeren Monaten steigt wieder die Gefahr eines Zeckenbisses. Zwar kommen Zecken ganzjährig bei einer Temperatur von 8 Grad vor, aber vom Frühling bis zum Herbst ist die Gefahr eines Zeckenbisses am größten. Dabei gehen Experten davon aus, dass der Klimawandel, der mit wärmeren Temperaturen und milderen Wintern einhergeht, die Vermehrung von Zecken begünstigt. Zecken sind insbesondere in Wiesen oder im Gebüsch vorzufinden und werden bei Kontakt mit Mensch und Tier abgestreift. Dabei ernähren sie sich vom Blut ihrer Beute und suchen sich dazu einen geschützten Ort am Körper wie Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle. Bei einem Zeckenstich können Erkrankungen wie Borreliose oder die Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) durch den Speichel der Tiere übertragen werden.
Vorkommen von Krankheitserregern
Das Vorkommen von Krankheitserregern in Zecken ist sehr unterschiedlich. Die Mehrheit der Zecken trägt dabei keine Krankheitserreger in sich. Das Robert Koch-Institut hat für FSME Risikogebiete identifiziert, die auf einer aktuellen Karte online unter Epidemiologisches Bulletin 9/2023 (rki.de) veröffentlicht wird.
Auch der Rems-Murr-Kreis zählt, wie weite Teile Baden-Württembergs, Bayerns, Thüringens und Sachsens zu den definierten Risikogebieten. Hier ist davon auszugehen, dass 0,1 bis 5 Prozent der Zecken das FSME-Virus in sich tragen. Der Labornachweis des FSME-Virus mittels Bluttests bei Erkrankten ist in Deutschland meldepflichtig, nicht jedoch die Erkrankung an sich. Im Rems-Murr-Kreis wurden für FSME im Jahr 2024 bislang vier Fälle durch Labore an das Gesundheitsamt übermittelt, 2023 waren es fünf Fälle. Der Anteil der mit Borrelien infizierten Zecken schwankt regional und zeitlich. Für den Rems-Murr-Kreis liegen keine Daten vor die aufzeigen, wie viele Zecken das Bakterium in sich tragen. Da Borreliose nicht meldepflichtig ist, liegen dem Gesundheitsamt auch keine Daten über die Häufigkeit der Borreliose-Erkranungen innerhalb der Bevölkerung vor.
Vorsorge
Der Schutz vor durch Zecken übertragenen Erkrankungen umfasst die Bausteine „Schutz vor Zeckenstichen, frühzeitiges Entfernen von Zecken und eine Impfung gegen FSME“. Einen Schutz vor Zeckenstichen bietet das Tragen geschlossener Kleidung und von festem Schuhwerk. Einen gewissen zeitlich begrenzten Schutz bieten auch Insektenschutzsprays. Da Zecken nicht sofort zustechen und eine Übertragung von Krankheitserregern erst nach Stunden oder Tagen erfolgt, ist das Absuchen des Körpers nach dem Aufenthalt in der Natur wichtig. Hat die Zecke bereits zugestochen, sollte sie schnellstmöglich entfernt werden. Hierzu sollte sie mit einer Pinzette oder einem Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche gepackt und langsam herausgezogen werden. Zum Schutz vor FSME ist eine wirksame Impfung verfügbar, die für Kinder und Erwachsene zugelassen ist. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Personen empfohlen, die sich privat oder beruflich oft im Freien aufhalten. Da der Rems-Murr-Kreis als Risikogebiet gilt, ist die FSME-Impfung daher für alle Personen empfohlen, die sich in der Natur aufhalten.
Symptome und Gesundheitsgefahren
An FSME Erkrankte entwickeln ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich grippeartige Symptome. Bei manchen Erkrankten kommt es im weiteren Verlauf zu erneutem Fieber, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Auch Lähmungen oder Störungen des Bewusstseins und der Koordination können auftreten. Eine gezielte Therapie gegen den Erreger ist nicht möglich, daher kommen der Impfung und dem Schutz vor Zeckenstichen eine besondere Bedeutung zu. Bei an Borreliose erkrankten Personen kann sich im Frühstadium wenige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich ein roter Fleck um die Einstichstelle bilden. Dieser breitet sich meist ringförmig aus. Bei 9 von 10 Patienten bleibt dies das einzige Symptom. Spätere Krankheitserscheinungen sind damit selten. Dennoch kann es zu Lähmungen, einer Hirnhautentzündung oder Entzündungen von Nerven und Gelenken kommen. Bei derartigen Beschwerden nach einem Zeckenstich sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Die Borreliose kann dabei gut mit Antibiotika behandelt werden.
Die häufigste Zeckenart in Deutschland ist der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Die sehr seltenen Zeckenarten „Auwaldzecke und Reliktzecke“ sind in der Lage, auch andere Erkrankungen wie den Erreger des Fleckfiebers oder den Erreger der Hasenpest zu übertragen. Im Rems-Murr-Kreis wurde in den vergangenen Jahren nie ein in Deutschland erworbener Fall von Fleckfieber gemeldet. In den Jahren 2020 bis 2024 wurden im Kreis insgesamt sieben Fälle von Tularämie (Hasenpest) gemeldet. In keinem der Fälle konnte ein Zeckenstich als Infektionsquelle erhoben werden.
Innerhalb der letzten Jahre ist insbesondere in Südeuropa auch die Hyalomma-Zecke vorzufinden. Bei der Hyalomma-Zecke handelt es sich um eine invasive Art, welche in Teilen Afrikas und Asiens heimisch ist und die vermutlich von Zugvögeln nach Europa eingeschleppt wurde. Hyalomma-Zecken können das gefährliche Krim-Kongo-Fieber auf den Menschen übertragen. In Deutschland wurden bisher nur vereinzelte Funde von Hyalomma-Zecken gemeldet. Eine Übertragung des Fiebers durch Zecken wurde im Rems-Murr-Kreis noch nicht gemeldet. Hyalomma Zecken sind deutlich größer als heimische Zecken und haben zudem gestreifte Beine. Im Rahmen der Überwachung untersucht das Robert-Koch Institut eingesendete Hyalomma Zecken. Die Untersuchung anderer Zeckenarten zur Analyse wird nicht standardmäßig durchgeführt, da sich daraus keine therapeutischen Maßnahmen ableiten. Gefundene Hyalomma-Zecken können (fixiert mit einem Klebestreifen auf Papier) an das Robert-Koch-Institut an Robert Koch-Institut, ZBS 1 – „Zecke“, Seestraße 10, 13353 Berlin geschickt werden.
(firat/08.08.24)