Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Nicklaus
Artikel vom 09.09.2016

Eine Lobby für die Natur: Fördergelder für die Landschaftspflege fehlen

Eine Lobby für die Natur: Fördergelder für die Landschaftspflege fehlen

Orchideenwiese am Rande eines Streuobstbestandes
Orchideenwiese am Rande eines Streuobstbestandes

Land genehmigt dem Landschaftserhaltungsverband Rems-Murr-Kreis e.V. nur einen Teil der benötigten Fördergelder für die durchzuführenden Pflegemaßen 2016.

Seit seiner Gründung im Jahr 2012 setzt sich der Landschaftserhaltungsverband Rems-Murr-Kreis e.V. (LEV) in Zusammenarbeit mit Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen erfolgreich für den Erhalt der charakteristischen Natur- und Kulturlandschaft des Kreises ein.

Jedes Jahr beantragt der LEV Fördermittel des Landes Baden-Württemberg nach der Landschaftspflegerichtlinie für den Arten- und Biotopschutz. So auch für das Jahr 2016. Mit Hilfe dieser Mittel werden u.a. das Zurückdrängen von Brombeerbüschen, die Entnahme von Gehölzen aber auch Mahd und Beweidung finanziert. Landwirte und Bewirtschafter erhalten somit einen Ausgleich für die mühsame und wenig rentable Pflege von steilen Streuobstwiesen, artenreichen Magerrasen und Orchideenwiesen. Von den rund 300.000 beantragten Euro für das Pflegejahr 2016 wurden jedoch nur 52% bewilligt. Der LEV steht damit vor der Herausforderung die geplanten Maßnahmen für 2016 mit deutlich weniger Mitteln als geplant umzusetzen.

Die Priorität des Naturschutzes und der damit einhergehenden Honorierung der naturschutzfachlichen Leistungen der Landwirtschaft wurde im neuen Koalitionsvertrag 2016 von der Landesregierung deutlich gemacht. Hinzu kommt, dass sich das Land im Naturschutzgesetz von Baden-Württemberg eindeutig für die Landschaftserhaltungsverbände und deren Aufgabenbereiche in Naturschutz und Landschaftspflege ausspricht. Die nicht bewilligten Landesmittel setzen hier aber bei allen Beteiligten - Landwirten, Kommunen und Naturschützern - ein deutlich entgegengesetztes Zeichen. Auch Landrat Dr. Richard Sigel kommentierte die Situation wie folgt: „Die Landesregierung hat die LEVs ins Leben gerufen, jetzt darf die Unterstützung nicht nachlassen!“.

Im Rems-Murr Kreis betreffen die fehlenden Fördermittel 95 von 190 Pflegemaßnahmen. Viele der Flächen wurden in den letzten Jahren mühevoll Instand gesetzt und mit Landesmitteln gepflegt. Schon das Auslassen eines einzelnen Pflegejahres bedeutet unter Umständen einen großen Biodiversitätsverlust, der nur schwer wieder rückgängig zu machen ist. Der LEV will dies nicht akzeptieren. Darum wurde in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegetrupp und der Unteren Naturschutzbehörde daran gearbeitet, mit Mitteln des Landkreises einen weiteren Teil des Maßnahmenprogrammes 2016 umzusetzen. Insgesamt werden etwa 32.000 Euro für die weitere Umsetzung von 26 Pflegemaßnahmen für naturschutzfachlich besonders wichtige Flächen von den genannten Institutionen bereitgestellt. Der LEV übernimmt davon 10.000 Euro.

Auf Dauer wird diese Kompensation jedoch nicht leistbar sein. Daher muss, wenn der bisherige Umfang des Pflegeprogramms in den kommenden Jahren umgesetzt werden soll, die Förderquote wieder steigen.

(mk/05.10.2016)

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