Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Keck
Artikel vom 09.11.2020

Schnelltestzentrum des Landkreises für Schulklassen und Kitagruppen gestartet

Corona-Schnelltests am Klinikum Winnenden.
Diese Schnelltests werden für Reihentests, etwa bei Schulklassen und Kitagruppen, eingesetzt. Foto: Landratsamt

Erstes Corona-Schnelltestzentrum des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Baden-Württemberg / Ärzte und Laborkapazitäten sollen bei Reihentests entlastet werden / Kreissparkasse Waiblingen spendet für den Ausbau schneller Teststrukturen für Rettungsdienst und Feuerwehren

 

Bitte beachten:Einzelpersonen wenden sich wie bisher bitte telefonisch an die Hausärzte. Das Testzentrum ist in erster Linie für Reihentests von Schulklassen und Kitagruppen gedacht. Diese werden zentral über das Gesundheitsamt und die Schulen bzw. Kitas organisiert.

 

Die Testlabore stehen derzeit vielerorts vor dem Kollaps, insbesondere die Kapazitäten für so genannten laborgestützte PCR-Tests sind erschöpft. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) hat daher am vergangenen Freitag seine Test-Empfehlung noch einmal geschärft. Ziel dieser Schärfung ist nicht nur eine Entlastung der Labore, sondern es soll auch verhindert werden, dass es aufgrund der hohen Belastung der Labore zu längeren Bearbeitungszeiten bei der Ergebnisübermittlung kommt. Es gilt daher die Devise "Testen, testen, testen, aber gezielt".

In den letzten Wochen hat die Übermittlung von Testergebnissen durch Labore auch im Rems-Murr-Kreis zunehmend länger gedauert und teils mehrere Tage in Anspruch genommen. Ein Umstand, der nicht nur für Betroffene belastend ist, sondern auch nachteilig für die schnelle Ermittlung von engen Kontaktpersonen und das Unterbrechen von Infektionsketten.

Zu den Engpässen der Labore kommt erschwerend hinzu, dass mit hohen Infektionszahlen zwangsläufig auch eine steigende Belastung der Ärzteschaften einhergeht. Es wurde daher von den Ärzteschaften des Rems-Murr-Kreises schon vor den Herbstferien signalisiert, dass die Versorgung symptomatischer Patienten Priorität habe und gerade Reihentestungen in Schulen, Kitas und vor allem auch Pflegeeinrichtungen ohne eine Anpassung der Test-Strukturen nicht mehr dauerhaft leistbar sei. Gemeinsam hat man daher im Erweiterten Corona-Krisenstab des Rems-Murr-Kreises nach Lösungen gesucht und diese mit einem Corona-Schnelltestzentrum gefunden.

„Die Bundes- und Landespolitik hat immer betont, dass die Schulen und Kitas so lang wie möglich offenbleiben. Diesem Versprechen fühle ich mich als Landrat, aber auch als Vater zweier Schulkinder verpflichtet. In den Herbstferien haben wir daher im Rems-Murr-Kreis unsere Teststrategie für die Schulen und Kitas aus dem Sommer nochmals geschärft und Maßnahmen umgesetzt. „Unser Ziel war es, auf die Wintermonate vorbereitet zu sein, wenn die Schulen und Kitas nach den Herbstferien wieder öffnen“, so Landrat Sigel. 

Gemeinsam mit den Rems-Murr-Kliniken und dem DRK-Kreisverband hat der Rems-Murr-Kreis daher ein Corona-Schnelltestzentrum im Rems-Murr-Klinikum Winnenden eingerichtet. Dort können seit vergangener Woche insbesondere Reihentestungen für Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen mit Corona-Antigentests zur patientennahen Anwendung, sogenannte „PoC-Schnelltests“ durchgeführt werden. Die Anmeldung erfolgt bei einem Corona-Ausbruch elektronisch über die jeweilige Schule oder Kinderbetreuungseinrichtung in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt. „Wir haben uns darauf vorbereitet, zu Beginn rund 80 Tests pro Tag durchzuführen. Eine Ausweitung der Testkapazitäten wäre jederzeit möglich“, so Projektleiter Jörg Behrens, DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V.

Mit dem Schnelltestzentrum hat der Rems-Murr-Kreis Neuland betreten. Es ist das erste Corona-Schnelltestzentrum, das in dieser Form vom öffentlichen Gesundheitsdienst in Baden-Württemberg eingerichtet und betrieben wird. Es war eine Herausforderung, die nationale Teststrategie vom 14. Oktober 2020 so schnell ganz praktisch umzusetzen. Ausdrücklichen Dank richtet der Landrat an das Kultus- und das Sozialministerium: „Mit beiden Ministerien konnten innerhalb weniger Tage offene Fragen von der Zulässigkeit bis hin zur Abrechnung von Schnelltests lösungsorientiert geklärt werden. Unser Ansinnen, im Rems-Murr-Kreis schnell praktikable Lösungen zu suchen, um angemessen auf die angespannte Lage zu reagieren, wurde umfassend unterstützt.“

Das Testzentrum konnte auch deshalb so schnell eingerichtet werden, weil die Rems-Murr-Kliniken ausreichend Schnelltests für einen sicheren Klinikbetrieb beschafft hatten. „Für die Rems-Murr-Kliniken hat ein sicherer Klinikbetrieb oberste Priorität. Wir haben für eine Testung der Patienten, Mitarbeitenden und Besuchern bereits vor Wochen Schnelltests beschafft. Wir können daher mit mehreren tausend Schnelltests das Schnelltestzentrum bestücken und den Betrieb über die Wintermonate auch sicherstellen“, so der Klinikgeschäftsführer Dr. Marc Nickel.

Sabine Hagenmüller-Gehring, die Leiterin des Staatlichen Schulamts in Backnang, ist ebenfalls Mitglied im erweiterten Corona-Krisenstab des Landkreises und die begrüßt das Corona-Schnelltestzentrum: „Für unsere Schulen, insbesondere für die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern, ist die Einrichtung des neuen Testzentrums von großem Vorteil. So kann für die Schulgemeinschaft im Falle eines Infektionsgeschehens rasch Klarheit geschaffen werden, ob und wenn ja welche Maßnahmen in der Schule erfolgen müssen. Besonders in den letzten Wochen war die Wartezeit auf Testergebnisse häufig sehr lang, was zusätzlich zu Verunsicherung und Belastung führte.“

Für Landrat Sigel sind Reihentestungen im neuen Corona-Schnelltestzentrum bei Ausbrüchen in Schulen und Kitas ein wichtiger Schritt, um in den kommenden Wintermonaten verlässlich Corona-Tests im Landkreis sicherstellen zu können. Der Landkreis denkt aber längst weiter: „Die Antigen-Schnelltests sind in vielen Pflegeeinrichtungen noch nicht angekommen, obwohl der Herbst längst da ist“, meint der Landrat.  „Es wird noch dauern, bis in der Praxis überall nach den Vorgaben der nationalen Testverordnung beispielsweise Bewohner und Personal von Pflegeeinrichtungen regelmäßig und flächendeckend mit Corona-Schnelltests getestet werden können. Auch hier werden wir daher im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen und sind bereits mit den Pflegeeinrichtungen und -diensten im Landkreis im Gespräch“, so der Landrat weiter.

Eine weitere Lücke ist, dass nach der Testverordnung des Bundes derzeit gar keine Schnelltest für den Rettungsdienst oder die Feuerwehren vorgesehen sind. Aber auch hier ist man im Landkreis pragmatisch und hält zusammen. Die Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Waiblingen Ines Dietze hat angekündigt, dass die Kreissparkasse die Kosten für mehrere tausend Schnelltests für Feuerwehren und Rettungsdienste in Form einer Spende übernehmen wird. „In diesen Zeiten ist es wichtig, dass für diejenigen, die für uns eintreten, wenn es brennt oder, wenn wir im Notfall Hilfe brauchen, gesorgt ist. Ich freue mich daher, dass wir hier als Kreissparkasse unterstützen und gemeinsam mit dem Landkreis einen kleinen Beitrag zu verlässlichen Strukturen auch in Zeiten einer Pandemie leisten können“. Das Angebot der Testung für den Bereich der kritischen Infrastruktur wird im Regelbetrieb angeboten, sobald die dafür bereits bestellten Corona-Schnelltests eingetroffen sind.
 

Hintergrund I: Eine weitere Säule im Testkonzept des Landkreises

Das Schnelltestzentrum ergänzt die bisherigen Teststrukturen im Landkreis, die gemeinsam mit den Kreisärzteschaften aufgebaut und entwickelt wurden. Der Einsatz erfolgt in enger Abstimmung mit den Kreisärzteschaften, zusätzlich zu den Corona-Tests in den Arzt- und Corona-Schwerpunktpraxen im Landkreis, der Corona-Ambulanz Schorndorf und den mobilen Einsätzen des Infektomobils. Es gibt mit dem Corona-Schnelltestzentrum zukünftig eine weitere Säule, die verlässliche Strukturen auch bei hohen Fallzahlen gewährleisten soll.

Die geplante Ausweitung der Corona-Schnelltests auf die Feuerwehren und Rettungsdienste im Kreis mit Unterstützung der Kreissparkasse Waiblingen ergänzt ebenfalls bestehende Strukturen. Schon in der ersten Welle wurde beispielsweise für alle Feuerwehren gemeinsam mit den Kreisärzteschaften die Möglichkeit eröffnet, über den Kreisbrandmeister in einer „fast lane“, sozusagen auf der Überholspur, getestet zu werden.

 

Hintergrund II: So läuft es im Testzentrum konkret ab

Eine Testung ist nur nach Anmeldung möglich. Eine Testung für Einzelpersonen ohne Anmeldung ist derzeit nicht geplant und kann aus Kapazitätsgründen nicht erfolgen. Insbesondere die Testung von symptomatischen Personen übernehmen weiterhin die Arztpraxen, darunter vor allem die Corona-Schwerpunktpraxen.

Für das Testzentrum stellen die Rems-Murr-Kliniken am Standort Winnenden zwei Veranstaltungsräume im Verwaltungsgebäude zur Verfügung. Ein eigenes Hygienekonzept – unter anderem mit separaten Ein- und Ausgängen – wurde für das Testzentrum entwickelt und umgesetzt.

Es stehen zunächst zwei „Teststraßen“ von Montag bis Freitag von 8 bis 12 und 12:30 bis 16:30 Uhr zur Verfügung. Im Hintergrund ist immer ein Arzt der Kliniken verfügbar. Mitarbeitende des Landratsamts unterstützen beim Empfang und der Verwaltung. Die Tests werden direkt vor Ort ausgewertet, das Ergebnis liegt nach rund 30 Minuten vor und wird den Testpersonen schnellstmöglich per E-Mail übermittelt.

(keck/9.11.20)

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