Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Keck
Artikel vom 23.11.2018

EU-Mittel ermöglichen Benachteiligten die Integration in den Arbeitsmarkt

Über 1,39 Millionen Euro fließen in den Jahren 2019-2020 in sieben Projekte im Landkreis

Der Arbeitskreis Europäischer Sozialfonds (ESF) Rems-Murr entscheidet auf Grundlage der im Frühjahr festgelegten Arbeitsmarktstrategie und Ausschreibung darüber, welche Projektanträge in den Genuss einer regionalen ESF-Förderung kommen sollen. In der Rankingsitzung überzeugten die sieben eingereichten Neuanträge vollinhaltlich, sodass die Arbeitskreismitglieder ihr positives Votum für alle Anträge aussprachen. Die L-Bank beschäftigt sich nun mit der Bewilligung der Anträge.

Die Schwerpunktziele in der ESF-Förderperiode 2014-2020 sind nachhaltige Beschäftigung und Fachkräftesicherung, soziale Inklusion und Bekämpfung von Armut sowie lebenslanges Lernen. Dem Land stehen für den Zeitraum insgesamt 260 Mio. Euro zur Verfügung, davon wird ein großer Teil regional über zwei Förderachsen umgesetzt. Der regionale ESF-Arbeitskreis Rems-Murr hat aktuell seine Bewertung über die eingegangenen Projektanträge vorgenommen und eine Förderempfehlung an die L-Bank abgegeben, welche über die Bewilligung entscheidet.

Für den Rems-Murr-Kreis werden in der Förderperiode jährlich 480.000 Euro an EU-Mitteln bereitgestellt, hinzu kommen Rückflussmittel des Ministeriums, sodass für die Förderrunde 2019-2020 insgesamt 1,39 Mio. Euro zur Verfügung stehen.

Überblick über die einzelnen Projekte:

In der Förderachse „Förderung der sozialen Inklusion und Bekämpfung von Armut und jeglicher Diskriminierung“ sind Konzepte für langzeitarbeitslose Erwachsene mit besonderen Vermittlungshemmnissen gefragt. Fünf der eingereichten Projektanträge sind diesem Förderziel zuzuordnen. So ist das Projekt „Startklar“ (Diakonie Stetten in Kooperation mit dem Kreisdiakonieverband) für schwer vermittelbare Menschen mit gleichzeitiger psychischer als auch Sucht-Erkrankung konzipiert. In der Gesellschaft ist hier seit Jahren eine Zunahme dieses Personenkreises mit Doppeldiagnosen festzustellen. Das Stabilisierungs- und Qualifizierungsprojekt „Startklar“ zielt mit einem ganzheitlichen Ansatz darauf ab, die gesundheitliche und soziale Lebenssituation der Betroffenen zu verbessern, damit diese beruflich wieder Fuß fassen können.

Das Projekt von ttg team-training GmbH „Sprungbrett – Teilzeitausbildung“ hat sich zum Ziel gesetzt, (Allein)-Erziehende und Pflegende, für die der Einstieg in Erwerbsarbeit aufgrund ihrer Lebenslage erschwert ist, durch Teilzeit-Ausbildungsarrangements nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Der Träger baut hierbei auf ein Netzwerk mit kooperierenden Firmen im Kreis, die bedarfsorientierte Qualifizierung und Praktika anbieten.

Das Projekt „DAME 2.0“ (DEB gemeinnützige GmbH) richtet sich an arbeitslose Frauen mit Migrationshintergrund und auch Fluchterfahrung, die besondere Unterstützungsleistung zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt benötigen. Die Frauen leben aufgrund ihrer geringen Deutschkenntnisse und kulturellem Hintergrund oft isoliert, was in der Konsequenz einen dauerhaften Ausschluss vom sozialen gesellschaftlichen und beruflichen Leben bedeutet.

Mit „SAM“ ist die Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz erstmalig mit einem Projekt im Landkreis in der Raumschaft Kernen und Fellbach vertreten. „SAM“ ist für Menschen konzipiert, die sich bereits über einen langen Zeitraum im SGB II-Leistungsbezug befinden und denen der dauerhafte Ausschluss vom Arbeitsmarkt droht. Ein hoher Anteil des Personenkreises hat keinen Schul- und Berufsabschluss und/oder einen Migrationshintergrund. Der Träger setzt auf eine individuelle Hilfeplanung, Unterstützung in der Existenzsicherung, wie beispielsweise der Sicherung des Wohnraums, und in der Einübung von beruflichen Kompetenzen, sodass eine stufenweise Heranführung an die Arbeitswelt (wieder) möglich ist.

Beim Projekt „Lernen digital" (Sozialunternehmen Neue Arbeit gGmbH) liegt der Schwerpunkt auf dem Aufbau von digitaler Medienkompetenz. Das Projekt wendet sich an Menschen, die aufgrund von Armut und Diskriminierung im gesellschaftlichen Abseits stehen. Ziel ist, die digitalen Fähigkeiten alltagsorientiert zu erweitern und die länger aus dem Arbeitsprozess gefallenen Menschen zu ermutigen, sich mit den digitalen Strukturen und Systemen in der Arbeitswelt auseinanderzusetzen.

Zwei weitere Projekte sind der regionalen Förderachse „Vermeidung von Schulabbruch und Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit“ zuzuordnen und widmen sich der Förderung von benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das Projekt „AV Dual-Begleitung“ (Landratsamt Rems-Murr-Kreis) richtet sich an Jugendliche, die der Berufsschulpflicht unterliegen und eine fehlende Ausbildungsreife haben. Den Jugendlichen werden individuelle sozialpädagogische Begleitung sowie Trainingsmaßnahmen angeboten, um ihnen zu einer Ausbildung zu verhelfen, oder um einen Schulabschluss zu erlangen beziehungsweise diesen zu verbessern.

Das Projekt „Chancen nutzen – Erreichen-Begleiten-Integrieren“ ist durch einen Kooperationsverbund des Kreisjugendrings Rems-Murr e.V., Kreisdiakonieverbands Rems-Murr-Kreis und der Erlacher Höhe Ambulante Hilfen Rems-Murr getragen und leistet intensive sozialpädagogische Begleitung für eine nachhaltige Schul-, Bildungs- und Ausbildungsintegration von Schüler/-innen und jungen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Es wird ein Projektteilmodul umgesetzt, das junge Erwachsene die massiv von Obdachlosigkeit und Armut bedroht sind, zu den Angeboten der Jugendhilfe und zum Bildungssystem zurückführen möchte. Der Träger ist hierbei mit aufsuchender Sozialarbeit an öffentlichen Plätzen im Rems-Murr-Kreis unterwegs, weil dieser Personenkreis von den Angeboten der Regelsysteme nicht mehr erreicht werden kann.

Hintergrund:

Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist ein maßgebliches Finanzierungsinstrument der Europäischen Union im Bereich der Arbeitsmarktpolitik. Er unterstützt Maßnahmen für benachteiligte Menschen, die aufgrund körperlicher, psychischer oder sprachlicher Barrieren Vermittlungshemmnisse in den Arbeitsmarkt haben und fördert somit soziale Inklusion. Ein weiteres Ziel ist die Vermeidung von Schulabbruch und Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit. In der kommenden Förderrunde 2019-2020 können über 1,39 Mio. Euro in den Rems-Murr-Kreis fließen.

Die Informationen zum ESF im Rems-Murr-Kreis sind hier abrufbar. Der ESF-Arbeitskreis Rems-Murr ist Teil der Europaarbeit im Rems-Murr-Kreis.

(keck/23.11.18)

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