Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Gelöschter Benutzer
Artikel vom 28.07.2017

Innovatives Fahrradmitnahmesystem geht mit neuer Linie an den Start

Fahrrad2Go: Innovatives Fahrradmitnahmesystem geht am 1. August auf vierter Buslinie an den Start

(erste Reihe von links): Dr. Jürgen Wurmthaler, Wirtschaftsdirektor beim Verband Region Stuttgart, Ralf Wörner, Bürgermeister Allmersbach im Tal, VVS-Geschäftsführer Horst Stammler, Backnangs Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper, Martin Kaufmann, Bürgermeister Rudersberg, Dr. Peter Zaar, Verkehrsdezernent im Landratsamt Rems-Murr-Kreis und Albrecht Dünkel, Teamleiter bei Regiobus Stuttgart.
Foto: VVS
KostenloseFahrradmitnahme zwischen Backnang und Rudersberg – verbessertes Busangebot zwischen Backnanger Bucht und Wieslauftal  Zwei Täler, dazwischen fast 270 Höhenmeter überwinden? Da kommen Radler schnell ins Schwitzen. Seit Sommer 2014 können Fahrradfahrer im Rems-Murr-Kreis dank des deutschlandweit einmaligen Projekts „Fahrrad2Go“ einige Bergetappen mit dem Bus absolvieren – und dabei ihr Fahrrad mitnehmen. Ab Dienstag, 1. August, werden die neuartigen „Fahrrad2Go“-Busse ihre Runden auch auf der Regiobus Stuttgart-Linie Backnang–Allmersbach im Tal–Rudersberg (Linie 393 neu bzw. 383 alt) drehen und Fahrradfahrern helfen, den rund 540 Meter hohen Höhenzug zwischen der Backnanger Bucht und dem Wieslauftal mühelos zu überwinden. Premiere feierte „Fahrrad2Go“ im Juli 2014 auf der Linie 310 Winnenden Bahnhof–Buoch (samstags und sonn-/feiertags Fahrt über Buoch hinaus ins Remstal zum Bahnhof Remshalden-Grundbach).Gestern wurden die Fahrrad2Go-Busse der neuen Linie 393 mit einer gemeinsamen Eröffnungsfahrt vorgestellt. Hierzu startete einer der Busse am Bahnhof Backnang, der andere Busse in Rudersberg. Auch Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper, der Rudersberger Bürgermeister Martin Kaufmann und Bürgermeister Ralf Wörner, Allmersbach im Tal, habe an der Eröffnungsfahrt teilgenommen. Am Königsbronnhof – mit rund 540 Meter höchster Punkt des Streckenverlaufs – trafen sich die beiden Busse. Albrecht Dünkel, Teamleiter bei Regiobus Stuttgart, stellte dort die einfache Handhabung des Trägersystems vor: „Im Bus können fünf Fahrräder mitgenommen werden und am Heck des Busses weitere fünf auf einer absenkbaren Halterung.“ „Solche Angebote machen den ÖPNV deutlich attraktiver. Das innovative Konzept ist einfacher, sicherer und schneller als die bisherige Fahrradmitnahme“, lobte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler das Fahrrad2Go-Haltesystem. Außerdem stellte er die Aktion „Fahrrad wird zum Ticket“ vor. Damit sich die Fahrgäste selbst ein Bild von den Vorteilen machen können, brauchen VVS-Fahrgäste mit Fahrrad während der gesamten Sommerferien, vom 27. Juli bis 10. September, auf allen Fahrrad2Go-Buslinien im Rems-Murr-Kreis kein Ticket zu kaufen. Denn wer einen Fahrrad2Go-Bus mit dem Rad nutzt, kann nicht nur sein Fahrrad kostenlos mitnehmen, sondern braucht auch nicht für die Busfahrt bergauf zu bezahlen.  Das Angebot „Fahrrad wird zum Ticket“ gilt auf dem gesamten Verlauf folgender Linien (bergauf):
  • Linie 310 (Winnenden–Buoch–Grunbach) der Firma Omnibus-Verkehr Ruoff (OVR) in Fahrtrichtung Buoch

  • Linie 245 (Schorndorf–Weiler–Rohrbronn–Hößlinswart (Erlenhof)) der Firma Knauss-Reisen in Fahrtrichtung Hößlinswart

  • Linie 244 (Schorndorf–Schornbach–Oppelsbohm) der Firma Knauss-Reisen in Fahrtrichtung Oppelsbohm

  • Linie 393 (Backnang–Allmersbach im Tal–Rudersberg) der Firma Regiobus Stuttgart (RBS) in Fahrrichtung Haltestelle Königsbronnhof (ab 1. August bis 10. September)
 „Fahrrad2go ist deutschlandweit einmalig. Wir freuen uns, dass wir mit der vierten Linie unseren Bürgerinnen und Bürger nun auch den Aufstieg zwischen der Backnanger Bucht und dem Wieslauftal erleichtern können“, sagt Dr. Peter Zaar, Verkehrsdezernent im Landratsamt Rems-Murr. Dr. Zaar präsentierte während der Eröffnungsveranstaltung auch den gemeinsam mit dem VVS erstellten und überarbeiteten Flyer zum Projekt „Fahrrad2Go“. Darin wird mit Hilfe von Bildern die Funktionsweise des absenkbaren Fahrrad2Go-Heckträgers und der Fahrradhalterungen im Bus beschrieben. Außerdem werden in einem Kurzportrait die Fahrrad2Go-Buslinien im Rems-Murr-Kreis vorgestellt. Den Flyer gibt es beim Landratsamt in Waiblingen, den Rathäuser in Backnang, Allmersbach im Tal und Rudersberg sowie in den Bussen. Dr. Jürgen Wurmthaler, Wirtschaftsdirektor beim Verband Region Stuttgart führte aus: „Fahrradmitnahme im Linienbus funktioniert. Das ist die wichtigste Erkenntnis von Fahrrad2go. Mit dem Heckfahrradträger wurde eine maßgeschneiderte, innovative Lösung gefunden und erprobt. Der Verband Region Stuttgart freut sich, dass er durch seine Förderung in Höhe von 240.000 Euro aus dem regionalen Programm für nachhaltige Mobilität Geburtshelfer werden konnte. Wir wünschen uns, dass dieses Beispiel viele Nachahmer findet – nicht nur bei Freizeitradlern, sondern auch bei Pendlern.“Das Projekt Fahrrad2Go ist ein Baustein des Klimaschutzkonzeptes des Rems-Murr-Kreises. Die Entwicklungs- und Investitionskosten für die Fahrradhalterungssysteme werden vom Verband Region Stuttgart aus seinem Förderprogramm „Nachhaltige Mobilität in der Region“ zur Hälfte mitfinanziert. Es hat unter anderem das Ziel, die Verkehrsmittel im Umweltverbund besser miteinander zu vernetzen, damit mehr Strecken zu Fuß oder per Fahrrad statt im Auto zurückgelegt werden und CO2 eingespart wird. Die andere Hälfte der Entwicklungs- und Investitionskosten bezahlt der Rems-Murr-Kreis aus seinem Klimaschutzfördertopf. Nach dem der Betrieb von Fahrrad2Go auf den Linien 310 (Start am 01. August 2014), 245 und 244 (Start jeweils am 01. August 2015) problemlos läuft und damit seine Praxistauglichkeit unter Beweis gestellt hat, ist belegt, dass eine nachhaltige Vernetzung des Fahrrads mit dem ÖPNV nun auch im Linienverkehr benutzerfreundlich gelöst ist. Aufgrund des unproblematischen Ladevorgangs bei den neu entwickelten Fahrradhalterungen muss das Fahrpersonal kaum eingreifen. Eventuelle Nutzungskonflikte zwischen Kunden mit Fahrrad und den übrigen Fahrgästen sind komplett ausgeblieben. Der Gewinn des ÖPNV-Innovationspreises des Landes-Baden-Württemberg unterstreicht zudem, dass mit Fahrrad2Go ein zukunftsfähiges Mitnahmesystem für den Buslinienverkehr entwickelt und umgesetzt wurde.Die Fördermittel, die der Rems-Murr-Kreis im Zuge seines kreiseigenen Klimaschutzprogramms und der Verband Region Stuttgart im Rahmen seines Förderprogramms „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ für die Entwicklung und den Bau der Fahrradhalterungssysteme zur Verfügung stellen, werden somit gewinnbringend in ein zukunftsträchtiges Leuchtturmprojekt investiert.Aber nicht nur von der Mitnahme von bis zu zehn Fahrrädern werden die Fahrgäste auf der Linie 393 ab dem 1. August profitieren. Auch wird sich das Fahrplanangebot verbessern, indem eine zusätzliche Fahrt in den Fahrplan aufgenommen wird und die Fahrplanzeiten mit einem annähernden Zweistundentakt gegenüber heute besser über den Tag verteilt werden. Infolge von Dienstplanänderungen und verkehrlichen Mehrleistungen entstehen Mehrkosten von rd. 24.000 Euro im Jahr. Diese nicht gedeckten Kosten teilen sich der Landkreis und die beteiligten Kommunen zu jeweils der Hälfte.Auch die Vertreter der drei Kommunen zeigen sich alle sehr erfreut über das verbesserte Fahrplanangebot und die Fahrradmitnahme im Rahmen von Fahrrad2Go:Bürgermeister Ralf Wörner, Allmersbach im Tal, erinnert sich zurück: „Als der Rems-Murr-Kreis vor einiger Zeit mit der Idee zur Einrichtung einer Fahrrad2GO-Linie auf uns zukam, waren wir spontan begeistert und bereit die neue Linie mitzufinanzieren.“ Auch der Rudersberger Bürgermeister Martin Kaufmann ist überzeugt: „Fahrrad2Go mit der Buslinie 393 bildet nun einen weiteren mobilen Lückenschluss zwischen dem Wieslauftal und dem Backnanger Raum. Dadurch wird der Umstieg auf das Rad im Berufsalltag sehr attraktiv. Aber auch Schüler profitieren von dem neuen, wichtigen Angebot.“Backnangs Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper betont: „Es ist im 200. Jubiläumsjahr des Fahrrades eine würdige und angemessene Jubiläumstat, dass zukünftig die zwischen Backnang und Rudersberg verkehrenden Busse Fahrräder kostenlos huckepack nehmen und damit Busfahren und Radfahren in idealtypischer Weise verbinden. Es ist eine zentrale Aufgabe von Gegenwart und Zukunft, die verschiedenen Mobilitätsformen miteinander zu verbinden.“Hintergrundinformation:Eine Studie für das vom Kreistag des Rems-Murr-Kreises im November 2012 verabschiedete Klimaschutzkonzept hat es an den Tag gebracht: Im Rems-Murr-Kreis ist der Verkehrssektor mit 37 Prozent der größte Verursacher des CO2-Ausstoßes. Davon verursacht der PKW-Verkehr 60 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen, wobei 50 Prozent der zurückgelegten PKW-Wege nur fünf Kilometer oder kürzer sind. Das größte Potenzial im Verkehrssektor sieht das Klimaschutzkonzept darin, mehr Strecken zu Fuß, per Fahrrad oder ÖPNV statt mit dem Auto zurückzulegen. Aber nicht nur im Landkreis, auch auf Landes- und Bundesebene rücken die Stärkung und Vernetzung umweltfreundlicher Mobilitätsträger immer mehr in den Fokus des verkehrspolitischen Interesses. Die Fahrradmitnahme im Linienbusverkehr ist schwieriger als zum Beispiel in der S-Bahn. Im „normalen“ Bus können Fahrräder nur im Stehplatzbereich der zweiten Bustür mitgenommen werden. Hier haben jedoch beispielsweise Fahrgäste mit Kinderwagen, Rollatoren oder Rollstühlen Vorrang. Zudem besteht das Problem, die Fahrräder sicher zu befestigen. Eine Mitnahme außen am Bus hat den großen Vorteil, dass es zu keinen Konflikten mit anderen Fahrgästen kommt. Hierfür gab es früher keine Halterung, die für den täglichen Linienverkehr in einem Ballungsraum, wie es die Region Stuttgart ist, geeignet sind. Das Haltesystem der Fahrrad2go-Busse erlaubt eine sichere Mitnahme im Bus. (saw/28.7.17)
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