Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Gelöschter Benutzer
Artikel vom 06.07.2017

Immer weniger Rebhühner auf dem Schmidener Feld

Immer weniger Rebhühner auf dem Schmidener Feld

Das Netz aus artenreichen Buntbrachen auf dem Schmidener Feld bildet wichtige Rückzugsräume für die Rebhühner. / Foto: Landratsamt

Lenkungskreis hatzur Felderrundfahrt eingeladen / Schutzbemühungen werden ausgebaut

 

Die Anstrengungen zum Schutz des Rebhuhns sind derzeit auch für den Laien nicht mehr zu übersehen: Auf dem Schmidener Feld bildet sich mittlerweile ein Netz aus artenreichen Buntbrachen. Als Rückzugsräume für das Rebhuhn sind sie einer der wichtigsten Bausteine des Projekts. Hintergrund ist der anhaltende Rückgang des Rebhuhnbestands auf dem Schmidener Feld. Die Stadt Fellbach und der Rems-Murr-Kreis haben dazu ein Schutzprojekt gestartet, das von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg im Rahmen eines Modellprojekts des Landes unterstützt wird.

Bereits Ende Februar gab es hierzu ein Arbeitstreffen mit Landwirten, Vertretern der örtlichen Jägerschaft und den Verwaltungen sowie Naturschützern. Mittlerweile liegen weitere Erkenntnisse vor. So wurden zahlreiche Gespräche mit örtlichen Landwirten und den Stadtwerken als Betreiber der örtlichen Biogasanlage geführt, die Nutzung auf dem Schmidener Feld kartiert und der aktuelle Bestand ermittelt. Die Ergebnisse der Frühjahrserfassung zeigen deutlich, dass die Bestände des Rebhuhns weiter rückläufig sind und daher die Schutzbemühungen weiter ausgebaut werden müssen.

Blumenbunte, artenreiche Brachen sollen den Tieren neue Rückzugsräume schaffen und gleichzeitig weitere Nahrungsressourcen eröffnen. Jetzt, Anfang Juli, stehen sie in der Vollblüte und veranschaulichen deutlich, welcher Nutzen von ihnen ausgehen kann. Denn natürlich helfen diese Brachen nicht nur dem Rebhuhn, sondern bieten auch einer Vielzahl an Insekten neue Lebensräume. Gerade die für die Bestäubung von landwirtschaftlichen Kulturen so wichtigen Wildbienen finden auf diesen Flächen neue Nektar- und Pollenquellen. So entsteht für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation: Nicht nur das Rebhuhn profitiert, sondern auch die Landwirtschaft und vor allem die Einwohner von Fellbach. Denn eine vielfältige und blumenbunte Landschaft ist auch zur Erholung einfach schöner, als eine ausgeräumte Feldflur.

In den nächsten Wochen und Monaten werden zudem weitere Maßnahmen geprüft und umgesetzt: Es werden neue Flächen dazukommen und bereits vorhandene neu eingesät. Möglicherweise gelingt es sogar in Kooperation mit den Fellbacher Stadtwerken auf einigen Flächen rebhuhnfreundliche Alternativen zum Maisanbau für die städtische Biogasanlage zu etablieren. Auch das für die Rebhühner im Schmidener Feld so bedeutende Netz aus Erd- und Graswegen wird verbessert und die örtliche Jägerschaft wird sich um die Regulierung des Fuchsbestandes bemühen, da das Rebhuhn in einer strukturarmen Landschaft eine leichte Beute für den Fuchs darstellt. Aber auch die Fellbacher Bürger und vor allem Hundehalter können ihren Teil zum Schutz des Rebhuhns beitragen, indem sie insbesondere zur Brutzeit Brachen und Graswege nicht begehen und Hunde anleinen.

Möglich werden viele der Projekte nur durch den Einsatz und die tatkräftige Mithilfe einiger örtlicher Landwirte. Sie stellen die Flächen zur Verfügung, säen die Brachen ein und kümmern sich um die fachgerechte Pflege – keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der sie mit einem stetig wachsenden wirtschlichen Druck zu kämpfen haben und oft kaum auskömmliche Preise für ihre Produkte erzielen. Umso wichtiger ist es, dass die Last auf viele Schultern verteilt wird.

 

Hintergrund zum Rebhuhn:

Das Rebhuhn ist seit Jahrhunderten an die wechselnden Lebensbedingungen auf landwirtschlichen Nutzflächen gut angepasst. Rebhuhngelege umfassen beispielsweise bis zu 20 Eier. In guten Jahren können sie damit schnell reiche Bestände aufbauen, um die Ausfälle in Jahren mit harten schneereichen Wintern oder einem regenreichen Frühling zu kompensieren. Rückzugsbereiche waren dabei schon immer Weg- und Feldränder, Brachen oder Hecken. Hier finden die Tiere Ruhe und können Nester anlegen. Heute kommt solchen Flächen noch eine viel höhere Bedeutung zu, denn in der ausgeräumten Feldflur, auf der einheitlich und dicht Getreide oder Mais angebaut wird, finden die Tiere kaum mehr Nahrung. Die wenigen noch vorhandenen Rückzugsflächen werden jedoch oft durch Erholungssuchende stark frequentiert, insbesondere stöbernde oder jagende Hunde schwächen die Bestände weiter.

 

(saw/06.07.2017)

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