Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Keck
Artikel vom 23.01.2020

Remsbahn: Landrat Dr. Sigel fordert Doppelstockzüge und Entschädigung für Kunden

Zu kurze Züge und technische Probleme sorgen für Unmut: In einem Schreiben an Verkehrsminister Hermann adressiert Dr. Sigel die Probleme auf der von Go-Ahead betriebenen Bahnstrecke.

Für den Regionalverkehr auf der Remsbahn wurde im vergangenen Frühjahr eine neue Zeitrechnung angekündigt. Der Betreiber Go-Ahead war aus dem europäischen Ausschreibungswettbewerb als Sieger hervorgegangen und startete an Pfingsten mit neuen Flirt-Zügen und viel Zuversicht den Betrieb auf dieser Schienenstrecke. Damit sollte die langjährige Leidenszeit der Fahrgäste mit altem, überaus störungsanfälligen Zugmaterial und die damit zusammenhängenden Qualitäts- und Betriebsprobleme ein für alle Mal der Geschichte angehören.

„Die erhofften Verbesserungen sind seitdem aber leider nicht eingetreten“, schreibt Landrat Dr. Richard Sigel an Verkehrsminister Winfried Hermann. „Die Züge sind bis zum heutigen Tage oft überfüllt und die Technik der Fahrzeuge funktioniert offenbar immer noch nicht.“

„Mir ist bewusst, dass sich nach dem Einstieg eines Neubetreibers und der Umsetzung neuer Fahrpläne der Neuverkehr erst einmal einspielen muss. Wir haben dementsprechend auch abgewartet und der Aussage Ihres Ministeriums vertraut, dass Go-Ahead äußerst motiviert sei, die Probleme in den Griff zu bekommen“, so der Landrat weiter. Auch war der Presse zu entnehmen, dass regelmäßig Gespräche zwischen Vertretern des Ministeriums, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbh (NVBW) und Go-Ahead stattfinden.

Nach monatelang anhaltender, massiver Beschwerden über deutlich zu geringe Kapazitäten, gravierende Verspätungen und ausgefallene Fahrten hat sich auch der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistages am 4. November 2019 mit der aktuellen Situation auf der Remsbahn befasst. Vertreter von Go-Ahaed und der NVBW standen den Kreisräten in der Sitzung Rede und Antwort.

Im Ergebnis wurde von Seiten Go-Aheads die Zuversicht geäußert, dass nach Aufspielen eines Software-Updates in den neuen Flirt-Zügen bis zum Ende des vergangenen Jahres eine spürbare Verbesserung eintreten sollte, was unter anderem die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge und die damit verbundenen Kapazitätsprobleme, die zu einem großen Teil auf technische Probleme beim Koppeln der Züge zurück zu führen seien, anbelangt.

„Zwischenzeitlich sind wir im neuen Jahr angelangt und die Kritik und Frustration der Fahrgäste an den immer noch nicht abgestellten unhaltbaren Zuständen hat sich nicht spürbar geändert“, so der Landrat – auch mit Blick auf die aktuellen Berichte in der Waiblinger Kreiszeitung und der Stuttgarter Zeitung, wonach Go-Ahead „derzeit offenbar gewohnheitsmäßig“ gegen den mit dem Land geschlossenen Verkehrsvertrag verstößt.

Mit Sorge nimmt man im Landratsamt Rems-Mur-Kreis zudem zur Kenntnis, dass in Presseberichten der Göppinger NWZ von einer Umverteilung von Wagenmaterial in Richtung Filsbahn die Rede ist. „Hier bitte ich um nähere Informationen und Bestätigung, dass weder von der Remsbahn noch von der Murrbahn (wo Go-Ahead seit dem Fahrplanwechsel Neubetreiber der zweistündlichen Regionalzüge nach Nürnberg ist) Wagenmaterial und damit Platzkapazitäten abgezogen wurden, noch, dass dies für die Zukunft geplant ist“, so der Landrat in seinem Schreiben an den Minister. „Für diese stark frequentierten Regionalbahnstrecken und die dort seit Jahren anhaltenden Kapazitäts- und Qualitätsprobleme wäre dies kontraproduktiv und das falsche Zeichen.“

Nachdem das Land einem Bericht der Stuttgarter Zeitung vom 16. Januar zufolge 220 neue Doppelstockzüge mit bis zu 860 Sitzplätzen anschaffen und einsetzen möchte, bittet Landrat Dr. Sigel  dringend, dieses Wagenmaterial mit höheren Platzvolumen auch auf der Remsbahn, eine der in Baden-Württemberg am stärksten frequentierten Regionalbahnstrecke, zukünftig einzusetzen.

Ebenso appelliert Dr. Sigel an Verkehrsminister Hermann, dass die seit Jahren leidgeprüften Fahrgäste auf der Remsbahn großzügig für die Schlecht- bzw. „Nicht“-Leistungen von Go-Ahead entschädigt werden.

(keck/23.01.20) 

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