Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Rojda Firat
Artikel vom 17.01.2022

Rebhuhnschutzprojekt Schmidener Feld zieht positive Bilanz

Das Rebhuhnschutzprojekt auf dem Schmidener Feld zeigt Wirkung und wird daher verlängert.
Symbolbild: Rebhuhn; Foto: Landratsamt.

Rebhuhnschutz erfolgreich – Fördergelder der Stiftung Naturschutzfonds haben zum Erfolg von Schutzmaßnahmen beigetragen

Sie waren ein vertrauter Anblick im Rems-Murr-Kreis – die Rebhühner. Nachdem die Population der vertrauten Feldvögel lange Zeit kontinuierlich zurückging, scheinen die Schutzmaßnahmen zu greifen. Bei der vergangenen Zählung wurden 21 Brutpaare des stark gefährdeten Vogels auf dem Schmidener Feld bei Fellbach registriert. Das Schutzprogramm wird daher verlängert und gilt als „Best-Practice-Beispiel“ für weitere Maßnahmen.

Der Rückgang des Rebhuhns war und ist ein deutliches Signal des Artensterbens. Neben dem Feldvogel sind viele auch andere Tier- und Pflanzenarten betroffen. Um den Erhalt der Rebhuhnbestände zu fördern, haben sich der Rems-Murr-Kreis und die Stadt Fellbach vor einigen Jahren dazu entschlossen, in Schutzmaßnahmen auf dem Schmidener Feld zu investieren. Im Schmidener Feld lebten im Jahr 2014 noch schätzungsweise zwischen drei und sechs Prozent des landesweiten Rebhuhnbestandes, ein in der Region Stuttgart fast einzigartiges Vorkommen. Gerade hier erschienen Schutzmaßnahmen besonders erfolgversprechend.

"Unser langfristiges Ziel ist es, den Bestand des Rebhuhns im Schmidener Feld zu stabilisieren und seine ursprüngliche Verbreitung wiederherzustellen", erläutert Markus Wegst von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Unterstützt werden der Rems-Murr-Kreis und die Stadt Fellbach seit 2016 von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg im Rahmen eines Modellprojekts des Landes.

Die Stadt Fellbach hatte bereits seit dem Jahr 2013 in Kooperation mit dem NABU Fellbach die ersten Maßnahmen ergriffen. So konnte sie mehrere Landwirte dafür gewinnen, Rückzugsflächen bereitzustellen und Schutzmaßnahmen umzusetzen. Laut Gundis Steinmetz vom Stadtplanungsamt der Stadt Fellbach wurden dadurch in den Anfangsjahren circa fünf Hektar Fläche rebhuhnfreundlich bewirtschaftet. Mit Hilfe der Gelder der Stiftung Naturschutzfonds konnten die Hilfsmaßnahmen für das Rebhuhn intensiviert werden: Neben Kommune und Naturschutzbehörde kam das Planungsbüro Tier- und Landschaftsökologie dazu und übernahm die Bestandsaufnahme und Koordination der Maßnahmenflächen. Außerdem engagieren sich die Landwirte, der NABU Landesverband, der Landesjagdverband (im Rahmen des landesweiten Projekts „Allianz für Niederwild“) und der Landschaftserhaltungsverband Rems-Murr in dem Projekt.

Landwirt Peter Treiber, von Anfang an mit Blühflächen dabei, ist sichtlich zufrieden, wenn er auf seinen Flächen im Winter endlich wieder lange Rebhuhnketten entdeckt. Der größte, aktuell von ihm gesichtete Familienverband umfasste 20 Tiere. Es motiviert ihn, zu sehen, dass es vielen Arten hilft, wenn man ihnen als Landwirt einen kleinen Teil der Flächen zur Verfügung stellt und aus der Bewirtschaftung nimmt. Michael Eick vom örtlichen NABU, der noch Rebhuhnbestände von über 100 Paaren vor 25 Jahren kartiert hat, sieht den Erfolg der Bemühungen auch in der Vielfalt der Maßnahmen: Landwirte und die Stadtwerke säen Blühbrachen an, Jäger regulieren die Fuchsbestände, der Landschaftserhaltungsverband pflegt zu hoch gewordenen Feldhecken und die Bevölkerung hält ein paar Regeln zum Rebhuhnschutz ein. Die Maßnahmen haben dafür gesorgt, dass der Rebhuhnbestand, der kurz vor dem Auslöschen war, mittlerweile wieder 21 Brutpaare umfasst.

Im „Netzwerk Artenvielfalt Rems-Murr-Kreis“ pflegen ähnliche Initiativen einen regen Austausch, um die Artenvielfalt nicht nur punktuell, sondern möglichst in der ganzen Feldflur zu schützen. Die Erfahrungen auf dem Schmidener Feld sollen schlussendlich in das landesweite Kooperationsprojekt „Allianz für Niederwild“ fließen. Das Projekt des Landes und des Landesjagdverbands verfolgt das Ziel Agrarförderprogramme weiterzuentwickeln und neue Lokalprojekte in Baden-Württemberg zu initiieren. „Dadurch hat das Projekt in Fellbach auch eine wichtige Funktion als Best-Practice-Beispiel im Land“, resümiert René Greiner vom Landesjagdverband. Aufgrund der positiven Bilanz, soll das Rebhuhnprojekt auf dem Schmidener Feld in die Verlängerung gehen.

Dass auch die Bevölkerung hinter den Maßnahmen steht, zeigt die Eigeninitiative von Harald Kauffmann: Der Landwirt aus Schmiden „verpachtet“ Blühflächen in kleinen Teilen an Interessierte aus der Bevölkerung. Somit hat das Rebhuhnschutzprojekt Nachahmer gefunden und die Bürger werden in die Idee, dass Artenschutz und Nahrungsmittelproduktion Hand in Hand gehen, eingebunden.

„Speziell die aktuelle Corona-Situation lockt zudem überdurchschnittlich viele Mitbürger auf die Feldwege. Damit Rebhühner erfolgreich brüten können ist es jetzt umso wichtiger, die Tiere in dieser Zeit möglichst wenig zu stören“, so Etienne Bürthel vom Planungsbüro. Daher geht seine Bitte an alle Spaziergänger oder Jogger, auf den Wegen zu bleiben und keine Abkürzung durch die Schutzflächen zu unternehmen. Damit Hunde in der Zeit des Kückenaufwuchses keine Rebhühner aufscheuchen oder jagen wurde eine Leinenpflicht auf Teilen des Schmidener Feldes für wenige Monate im Jahr eingeführt. Insgesamt ist der Ordnungsdienst der Stadt Fellbach zufrieden: Überschreitungen waren nur selten festzustellen.

(firat/17.01.22)

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