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In alten Eichenbeständen ist über den Sommer Vorsicht angesagt
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners tragen feine Brennhaare, die starke allergische Reaktionen auslösen können
Mit dem Sommer beginnt auch wieder die Zeit der Eichenprozessionsspinner. In alten Eichenbeständen – insbesondere an Waldrändern und in sonnigen Lagen – ist nun besondere Vorsicht geboten. Die Raupen des Falters stellen für Menschen und Tiere eine nicht zu unterschätzende Gesundheitsgefahr dar.
Gesundheitsrisiko durch Brennhaare
Als Schmetterling ist der Eichenprozessionsspinner ein eher unscheinbarer, graubrauner Nachtfalter und aus forstwirtschaftlicher Sicht unbedeutend. Gefährlich sind jedoch seine Raupen: Ab Ende Mai entwickeln sie mikroskopisch kleine Brennhaare, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Dieses kann bei Hautkontakt oder Einatmen allergische Reaktionen auslösen – von juckenden Hautausschlägen (Raupendermatitis) über Augenreizungen bis hin zu Asthmaanfällen oder im Extremfall einem allergischen Schock.
Besonders tückisch: Die Brennhaare lösen sich leicht aus den Gespinstnestern und werden mit dem Wind über weite Strecken verteilt – ein Kontakt ist daher auch ohne unmittelbare Nähe zur Raupe möglich.
Verhaltensempfehlung des Forstamts
Das Forstamt des Rems-Murr-Kreises rät daher dringend, in betroffenen Eichenwäldern die Wege nicht zu verlassen. Besonders gefährdete Personen sollten Eichenbestände in den kommenden Wochen möglichst meiden. Auch von der Nutzung von Bänken, Spielplätzen oder Grillstellen in unmittelbarer Nähe alter Eichen wird im Juli und August abgeraten. Ein direkter Kontakt mit den Raupen oder Nestern ist unbedingt zu vermeiden – die Hautreizung kann bei allen Menschen auftreten, unabhängig von bestehenden Allergien.
Hintergrund: Biologie des Eichenprozessionsspinners
Der Eichenprozessionsspinner ist in Deutschland seit rund 200 Jahren heimisch, vor allem im Süden und im Rheintal. Der Klimawandel fördert seine weitere Ausbreitung. Die Tiere bevorzugen Eichen in warmen, sonnigen Lagen – etwa an Waldrändern oder einzelnstehenden Bäumen.
Die Entwicklung beginnt Ende April mit dem Schlüpfen der jungen Raupen, die zunächst die frischen Eichenblätter fressen. Erst ab der zweiten Häutung – etwa Ende Mai – bilden sich die gefährlichen Brennhaare. Ab dann sind die Raupen in den charakteristischen „Prozessionen“ unterwegs und legen ihre weißen Gespinstnester an Ästen und Stämmen an.
Die Verpuppung erfolgt im Juli, im August schlüpfen die unscheinbaren graubraunen Falter. Ein Weibchen kann bis zu 150 Eier in die Baumkrone legen – der Kreislauf beginnt von Neuem.
Natürliche Feinde
Trotz ihrer wehrhaften Brennhaare hat die Raupe natürliche Feinde: Schlupfwespen, Raupenfliegen und sogar der Kuckuck können den Eichenprozessionsspinner fressen. Sie tragen zur natürlichen Regulierung bei – doch bei einer massenhaften Ausbreitung stoßen auch sie an ihre Grenzen.
(raßmus/25.06.25)