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Zukunft für den Weinbau: ILEK-Projekt im Rems-Murr-Kreis startet
Mit dem Start des ILEK-Projekts setzt der Rems-Murr-Kreis auf Zusammenarbeit und neue Impulse, um den regionalen Weinbau zu stärken und brachliegende Flächen wieder nutzbar zu machen
Weine aus dem Remstal sind spitze und sind weit über die Region hinaus gefragt. Nicht ohne Grund ist immer wieder vom Remstal als „Hotspot“ des Württemberger Weins die Rede. Und dennoch: Der Weinbau im Rems-Murr-Kreis steht vor großen Herausforderungen. Sinkender Weinkonsum, steigende Produktionskosten und der demografische Wandel setzen viele Betriebe zunehmend unter Druck. Immer mehr Flächen werden aufgegeben – mit spürbaren wirtschaftlichen und ökologischen Folgen. Diese Entwicklung wollen der Landkreis, die Winzerinnen und Winzer sowie die Kommunen nicht einfach hinnehmen. Gemeinsam suchen sie nach nachhaltigen Lösungen – und setzen dabei auf das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILEK). Für dessen Umsetzung wurden nun offiziell 37.500 Euro an Fördermitteln bewilligt. Den entsprechenden Bescheid überreichte Jürgen Eisenmann, Abteilungsleiter im Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung, an Landrat Dr. Richard Sigel und Oberbürgermeister Michael Scharmann als Vertreter des Landkreises und der beteiligten Weinbaukommunen. Ebenfalls bei der Übergabe anwesend waren die Winzer Leon Gold sowie Julia und Aaron Schwegler, außerdem Martin Kurrle, Vorstandsvorsitzender der Remstalkellerei, und Thomas Seibold von den Fellbacher Weingärtnern.
ILEK als strategisches Instrument
Das ILEK stellt ein wirkungsvolles Instrument zur Entwicklung des ländlichen Raums dar. Es verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem die Weinbauregion nicht nur als Arbeits-, sondern auch als Lebens-, Natur- und Erholungsraum gestärkt werden soll. Dabei spielen regionale Besonderheiten ebenso eine Rolle wie der Aufbau lokaler Netzwerke und die Aktivierung vorhandener Potenziale. Im Fokus stehen die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Weinbau, die Lösung von Nutzungskonflikten aufgegebener Flächen sowie deren sinnvolle Nachnutzung. Auch neue Wertschöpfungsketten und die Sicherung von Arbeitsplätzen sind zentrale Ziele.
„Seit dem Runden Tisch Weinbau war es uns wichtig, das Thema zügig anzugehen. Wir verfolgen dabei eine zweigleisige Strategie: Zum einen geht es um den Umgang mit der Kulturlandschaft und um Lösungen für brachliegende Flächen, zum anderen darum, unsere Marke Remstal konsequent weiterzuentwickeln. Diese Marke treiben wir schon seit Jahren aktiv als Landkreis gemeinsam mit dem Remstaltourismus voran. Wir machen unser Remstal sichtbar. Wir haben 2019 nicht nur eine wunderbare Remstalgartenschau organisiert, sondern sind ganz bewusst und vielseitig präsent – sei es bei Messen oder alle vier Jahre beim Landwirtschaftlichen Hauptfest. Nach zwei Genuss-Wanderführern ist deshalb beispielsweise nun auch ein Genuss-Radführer erschienen. Besonders wichtig ist uns dabei die enge Rückkopplung mit den Kommunen, damit die Maßnahmen am Ende auch wirklich den Winzerinnen und Winzern vor Ort zugutekommen. Mir geht es um praktische Lösungen, die den Interessen unseres Weinbaus dienen“, betont Landrat Dr. Richard Sigel.
Die beiden Vorstandsvorsitzenden Thomas Seibold und Martin Kurrle sehen das gemeinsame Projekt als Chance den Menschen den Wert der Kulturlandschaft und heimischer Produkt näher zu bringen.
Winzer Aaron Schwegler hat Hoffnungen für das Projekt: „Das ILEK ist eine große Chance, um bestehende Ansätze und neue Ideen zusammenzuführen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln. Ich bin dankbar für den zügigen und engagierten Ablauf des Prozesses. Mancher hätte nicht damit gerechnet, dass der Landkreis die Förderantragsstellung so schnell und erfolgreich mit den beteiligten Städten und Gemeinden hinbekommt“
Förderung durch das Land – Vergabe an erfahrenes Planungsbüro
Das Land Baden-Württemberg fördert das ILEK mit 75 Prozent der Gesamtkosten. Insgesamt stehen 37.500 Euro Fördermittel zur Verfügung. Die verbleibenden Mittel tragen die beteiligten Kommunen. Koordiniert wird da Projekt vom Landratsamt unter Federführung des Dezernenten für Forst, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Gerd Holzwarth. Den offiziellen Start markiert die symbolische Übergabe des vorzeitigen Maßnahmenbeginns durch einen Vertreter des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung (LGL).
Das Landratsamt Rems-Murr-Kreis hat die Ausschreibung für das ILEK übernommen. Den Zuschlag erhielt das Planungsbüro Neuland + Regionalbüro Hohenlohe-Franken, das bereits durch das erfolgreiche ILEK „Miraculix“ zur Förderung des Streuobstbaus im Landkreis überzeugen konnte.
Zukunft gemeinsam gestalten
Im Zentrum des Projekts stehen Zusammenarbeit und ein konstruktiver Austausch aller Beteiligten. Oberbürgermeister Michael Scharmann und Vorsitzender des Remstaltourismus betont: „Es ist erfreulich, dass wir so zügig vorankommen. Denn nur durch gemeinsames, entschlossenes Handeln können wir wertvolle Rebflächen erhalten und ihre Qualität nachhaltig sichern.“
„Uns geht es bei den Lösungsansätzen nicht nur um den Wein, sondern auch um den Erhalt unserer einzigartigen Kulturlandschaft. Wir wollen eine nachhaltige und umfassende Perspektive für die gesamte Region schaffen“, ergänzt Leon Gold.
Mit dem ILEK setzt der Rems-Murr-Kreis ein starkes Zeichen für die Zukunft des Weinbaus in der Region. Die vorhandene weinbauliche Kompetenz wird gebündelt und gezielt eingesetzt – für tragfähige Perspektiven und eine nachhaltige Entwicklung der traditionsreichen Kulturlandschaft.
(raßmus/21.05.25)