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Landkreis fordert härtere Gangart gegen Waschbären: Präventive Maßnahmen helfen, lösen aber nicht das Problem
170 Bürgerinnen und Bürger diskutierten mit dem Landratsamt über Maßnahmen zur Bekämpfung der Waschbären-Problematik
Der Einladung des Landratsamtes zur Waschbär-Informationsveranstaltung am 1. April 2025 in die Staufenhalle nach Plüderhausen sind rund 170 interessierte Bürgerinnen und Bürger gefolgt. Ziel der Veranstaltung war nicht nur der Austausch über die zunehmenden Probleme mit den invasiven Kleinbären, sondern auch die Erörterung konkreter Maßnahmen zur Eindämmung der Population und Vermeidung von Schäden.
Viele Teilnehmende berichteten von eigenen Erfahrungen mit den Waschbären: Verwüstete Gärten, verschmutzte Terrassen oder ganze Familien von Waschbären, die es sich in Dachstühlen und Gartenhütten bequem gemacht haben. Ein Besucher sprach von sechs Waschbären auf seinem Grundstück, ein anderer berichtete von mehr als 30 Tieren, die von Stadtjägern bereits entnommen wurden. Die Kosten für diese Maßnahmen tragen die Betroffenen nach dem Prinzip „Eigentum verpflichtet“ selbst – ein Umstand, der zu großem Unmut führte und Forderungen nach kommunaler oder landkreisweiter Kostenübernahme laut werden ließ. Auch die bestehende Schonzeit der Tiere wurde kontrovers diskutiert.
Landrat Dr. Richard Sigel griff die Anliegen der Anwesenden auf und schilderte eigene Erfahrungen mit den Waschbären: „Der Waschbär stand auf unserer Terrasse und hat, nachdem wir ihn vertrieben haben, in der Nachbarschaft den Teich ausgeräumt. Ich kenne daher Ihre Sorgen und Nöte.“
Zu den finanziellen Fragen erklärte er: „Wir haben die Gebühren für die Fallenfanggenehmigung ausgesetzt, sodass neben den Stadtjägern auch weitere Jäger beauftragt werden können. Eine vollständige Kostenübernahme durch die öffentliche Hand kann ich Ihnen aber nicht zusagen.“ Dr. Sigel ergänzt: „Wir fordern eine härtere Gangart gegen den Waschbären. Präventive Maßnahmen können helfen, lösen aber nicht das Problem. Wir werden eine Abschaffung der Schonzeit in einem erneuten Schreiben an Landwirtschaftsminister Hauk mit Nachdruck einfordern.“
Präventive Maßnahmen: So lassen sich Waschbären vertreiben
Die Kreis-Wildtierbeauftragten Dominic Hafner und Hannah Held stellten Strategien vor, um Waschbären vom eigenen Grundstück fernzuhalten:
• Keine Wildtiere füttern, auch nicht indirekt durch offenes Haustierfutter
• Mülltonnen und Kompost sicher verschließen
• Reifes Obst ernten und Fallobst entfernen
• Mögliche Einstiege und Hohlräume an Gebäuden mit Gittern sichern
• Vergrämungsmethoden wie Lärm, Licht, Gerüche oder Wasser einsetzen
• Kleintierställe und Fischteiche absichern
Bereits durch diese Maßnahmen können viele Mensch-Wildtier-Konflikte deutlich reduziert werden.
Forschung und gezielte Entnahme als weitere Schritte
Dr. Christian Fiderer von der Wildforschungsstelle referierte über die Biologie und das Management des Waschbären. Ursprünglich aus Pelzfarmen entkommen, haben sich die Tiere in Deutschland durch ideale Lebensbedingungen rasant vermehrt. Besonders betroffen in Baden-Württemberg sind der Ostalbkreis, der Landkreis Schwäbisch Hall und der Rems-Murr-Kreis, die als „Waschbär-Hotspots“ gelten.
Bei akuten Konflikten können sich Betroffene an die Wildtierbeauftragten des Forstamtes oder an einen der inzwischen 13 eingesetzten Stadtjäger wenden. Andreas Bader und Dominik Ströhlein erklärten den praktischen Ablauf von der Beratung über Vergrämungsmaßnahmen bis hin zur Entnahme der Tiere.
Kontakt und weitere Informationen
Die Wildtierbeauftragten sind über das Forstamt erreichbar: Telefon: 07151-501-4369 oder per Mail an forst(@)rems-murr-kreis.de
(raßmus/03.04.25)