Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Martina Keck
Artikel vom 03.08.2018

Zweiter Runder Tisch zum Thema Baurecht: Denkmalschutz im Fokus

Zweiter Runder Tisch zum Thema Baurecht: Denkmalschutz im Fokus

Beim zweiten Runden Tisch Baurecht im Sommersaal der Diakonie Stetten war das Thema Denkmalschutz im Fokus. Foto: Landratsamt
Beim zweiten Runden Tisch Baurecht im Sommersaal der Diakonie Stetten war das Thema Denkmalschutz im Fokus.

Plattform zum jährlichen Austausch für Vertreter der Branche / Auf der Tagesordnung war unter anderem die Reform der Landesbauordnung.

Beim zweiten Runden Tisch Baurecht nutzten Akteure rund ums Bauen wieder gerne die Gelegenheit, sich auszutauschen. Der Runde Tisch ist eine Idee des Landrats, um sich losgelöst von konkreten Bauvorhaben enger mit der Bauwirtschaft zu verzahnen. „Uns ist bewusst, dass wir nicht alle Wünsche der Bauherren erfüllen können, aber wir wollen verstehen, was für sie in der Praxis wichtig ist, damit es rund läuft“, so Landrat Dr. Richard Sigel. „Es hat mich daher gefreut, dass erneut zahlreiche Vertreter aus der Bauwirtschaft, der Verwaltung und mit Staatssekretär Wilfried Klenk sowie dem Landtagsabgeordneten Jochen Haußmann hochrangige Gäste aus der Landespolitik im denkmalgeschützten Sommersaal der Diakonie Stetten ins Gespräch miteinander kamen“, so der Landrat weiter. Schwerpunktthema in diesem Jahr war der Denkmalschutz.

Tobias Panke vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg erläuterte die Grundzüge des baden-württembergischen Denkmalschutzes. Der Denkmalschutz unterscheide nicht nach Bauformen: „Eine Scheune kann genauso ein Denkmal sein wie ein Schloss“, erläuterte Panke. Denkmalschutz habe auch nichts mit Schönheit zu tun. Bauwerke des sogenannten Betonbrutalismus (der Begriff kommt vom französischen Ausdruck für rohen Beton) könnten genauso schützenswert sein wie technische Denkmale. Zudem müsse ein Denkmal auch nicht sichtbar sein. Panke verwies dabei auf Bodendenkmale, die verbogen unter der Erdoberfläche lägen, wie beispielsweise die Reste des Obergermanisch-Raetischen Limes, die seit 2005 sogar Weltkulturerbe der UNESCO sind. Denkmale seien Geschichtszeugnisse, weshalb es primär auf den Substanzerhalt ankäme. Rekonstruktionen seien keine Kategorie der Denkmalpflege.

Eigentümern von Denkmalen riet Panke, frühzeitig den Kontakt mit Vertretern der Denkmalverwaltung zu suchen: „Reden Sie mit uns.“ Zudem sei es wichtig, mit Profis zu arbeiten. Mit etwas Kreativität sei es bisher fast immer gelungen, passgenaue Lösungen zu finden und damit Denkmalschutz und moderne Nutzung zusammen zu bringen. Nach Diskussionen um die Wärmedämmung und den barrierefreien Ausbau von Denkmalen öffnete sich das Themenspektrum.

Die Vertreter der Bauwirtschaft nutzten den offenen Austausch zwischen den Beteiligten des Runden Tischs. So haben sie bemängelt, dass die Bauverwaltung die Vorgaben des Arten- und Hochwasserschutzes zu restriktiv anwende. Zudem wurde die lange Bearbeitungszeit von Widersprüchen durch das Regierungspräsidium kritisiert: „So lässt sich eine Wohnungsbau-Offensive nicht umsetzen“. Vertreter der Verwaltung verwiesen hingegen auf geltendes Recht, das zwingend beachtet werden muss sowie auf zunehmend komplexere Sachverhalte. Die Teilnehmer des Runden Tisches diskutierten zudem über die Möglichkeiten des Verbandsklagerechts von Umweltverbänden und die anstehende Reform der Landesbauordnung.

Diese wird sowohl von der Bauwirtschaft als auch von den Genehmigungsbehörden sehnlichst erwartet – darin waren sich alle am Runden Tisch einig. Beide Seiten versprechen sich eine Klärung von umstrittenen Paragraphen und Erleichterungen in der Planung und Genehmigung.

„Es ist erfreulich, dass die Landesregierung bei der Landesbauordnung den Handlungsbedarf erkannt hat und Reformen in Aussicht stellt“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel. „Das war und ist Thema unseres Austauschs mit Vertretern der Bauwirtschaft. Schließlich stehen auch wir als Landkreis vor der Herausforderung, ausreichend bezahlbaren Wohnraum für unsere Bürgerinnen und Bürger bereit zu stellen – im Rahmen unseres Investitionsprogramms plant die Kreisbaugruppe 500 neue Wohnungen in den kommenden zehn Jahren.“

„Bereits mit der ersten Veranstaltung wurde seitens des Landratsamts Wort gehalten und wir erleben gelebte Transparenz hinsichtlich dem Genehmigungsverfahren eines Bauantrages. Einen dritten Runden Tisch mit dem Thema Baurecht würden wir deshalb sehr begrüßen“, zieht Klaus-Martin Pfleiderer, Geschäftsführer von Pfleiderer Projektbau, stellvertretend für die Bauwirtschaft Fazit. „Wir durften nun feststellen, dass wir bei einem aktuellen Bauvorhaben uns zu jedem Zeitpunkt über den jeweiligen Bearbeitungsstand informieren konnten. Somit konnten wir 26 Eigentumswohnungen zügig an den Start bringen. Diese befinden sich bereits im Bau.“

(keck/03.08.18)

Informationsicon
http://www.rems-murr-kreis.de//bauen-umwelt-und-verkehr/aktuelles